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In jüngster Zeit zuckt man immer zusammen, wenn sich Schauspieler und Künstler vereinen, um ganz offen ihre Meinung zu einem drängenden Problem der Zeit zu äußern. Mit Schrecken erinnert man sich an die Aktion "#allesdichtmachen", bei der sich Schauspieler wie Jan Josef Liefers und Volker Bruch in halblustigen "Satire"-Videos gegen Corona-Maßnahmen aussprachen.
Nun haben sich Künstler auf der Homepage von Alice Schwarzers Zeitschrift "Emma" in einem offenen Brief an den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz gewandt und ihn vor der Lieferung vor schweren Waffen in die Ukraine gewarnt: Das würde zu einer Ausweitung des Krieges führen. Viele haben den Brief, der etwa von Konstantin Wecker, Lars Eidinger, Juli Zeh und Martin Walser unterzeichnet wurde, als Aufforderung an die Ukraine zur Kapitulation gelesen.
Initiator des Briefs ist der österreichische, in Odessa geborene Multimediakünstler Peter Weibel. Er wies am Mittwoch den Vorwurf zurück, damit werde von der Ukraine gefordert, aufzugeben. Er sieht die Lösung in diesem Handel: "Der Kompromiss wird darin bestehen, dass die Krim und die Teilrepubliken Donbass, Donezk sowie Luhansk anerkannt werden." Dieser Ansicht kann man sein, ob sie blauäugig ist, wissen möglicherweise andere besser. Dass die Unterzeichnenden wieder einmal in den Sozialen Medien gleich als Vollkoffer abgestempelt wurden, zeigt, dass die Niederungen der Diskurskultur noch immer ungeahnte Tiefen erreichen können.