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"Das reißt mich nicht vom Hocker"

Von Karl Leban

Wirtschaft

Anlegerschützer Rasinger: Lufthansa muss nachbessern. | Kranich-Airline "sicher besserer Partner als ÖIAG". | Wien. Die Lufthansa will bei der AUA künftig alleine das Sagen haben. Deshalb spitzt der deutsche Flugriese auch auf alle Anteile. Ob die Lufthanseaten wie zunächst geplant die 75-Prozent-Hürde nehmen können, ist freilich von den Streubesitzaktionären abhängig.


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Und die sind ob des angekündigten Offerts von 4,44 Euro je AUA-Aktie nicht gerade erbaut. Vor allem bei Kleinanlegern regt sich Widerstand. Noch vor Wochen hatten sie bei einer Kapitalerhöhung 4,89 Euro pro Aktie gezahlt - und vor zwei Jahren sogar 7,10 Euro. Sie würden bei einer Annahme des Angebots zum Teil saftige Verluste realisieren.

Anlegerschützer Wilhelm Rasinger meint denn auch: "Dieses Angebot reißt mich nicht vom Hocker." Rechtlich sei es zwar in Ordnung, weil es dem Durchschnittskurs der letzten sechs Monate entspreche. Für Rasinger ist es jedoch "nicht das Ende der Fahnenstange".

Nach seiner Einschätzung müsste die Lufthansa noch etwas drauflegen, wenn sie auf mehr als 75 Prozent der AUA-Anteile kommen will (was im Übrigen auch eine der von ihr genannten Bedingungen für das Zustandekommen der Übernahme ist). Rasinger erklärt dazu im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", dass sich der Wert der AUA-Aktien allein durch die Staatsbeihilfe von 500 Millionen Euro um jeweils sechs Euro erhöhe. Im Offert der Lufthansa sei das jedoch "nicht abgebildet".

Zur Privatisierung selbst, die heute, Freitag, offiziell besiegelt wird, sagt Rasinger: "Jetzt hat die AUA wieder eine Perspektive, die sie in den letzten Jahren nicht hatte. Die Lufthansa ist sicher der bessere Partner als die ÖIAG."

Lauda droht mit Brüssel

Noch unklar ist derzeit, ob Raiffeisen, Bank Austria und Wiener Städtische das Lufthansa-Angebot von 4,44 Euro je Aktie annehmen, das sich im Gegensatz zur ÖIAG auch an sie richtet. Zusammen halten sie 7,05 Prozent an der AUA - als Kernaktionäre in dem von der Staatsholding dominierten Österreicher-Syndikat.

Auf Anfrage hieß es am Donnerstag, es gebe "noch keine Entscheidung". Städtische-General Günter Geyer will sich nächste Woche von der Lufthansa erst das Konzept zum Standort präsentieren lassen und dann endgültig fixieren, was mit den AUA-Aktien geschehen soll.

Niki Lauda will unterdessen die vom Staat zugesagte Beihilfe für die AUA nicht widerstandslos hinnehmen. In der neuen Ausgabe des "Format" spricht er von einer "brutalen Wettbewerbsverzerrung".

Im Gegenzug für die Morgengabe zum AUA-Verkauf will Lauda für seine Billig-Fluglinie "Niki" zusätzliche Verkehrsrechte für Ziele außerhalb der EU. Zum Ausgleich will der umtriebige Airliner "zweimal täglich nach Moskau, Kiew oder Belgrad fliegen dürfen, nicht nur einmal". Sollte es keine gütliche Lösung in Österreich geben, will Lauda in Brüssel aktiv werden.

Das Warten auf Info

EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani wartet indes nach wie vor auf Informationen aus Österreich zur geplanten Kapitalhilfe der öffentlichen Hand für die AUA. "Wir haben offiziell noch kein Dossier eröffnet", so Tajani. "Die EU-Kommission kann nicht aufgrund von Pressemeldungen tätig werden." Man habe sich an Österreich gewandt, um zu sehen, was vor sich gehe.

Ein Sprecher der Kommission sagte am Donnerstag, es habe zwar einige informelle Kontakte zwischen den österreichischen Behörden und der Kommission gegeben. Nach wie vor gebe es aber keine offizielle Anmeldung der geplanten Hilfen durch Österreich.