Die SPÖ stellt aktuell 15 Vorsteher, die ÖVP vier, die Grünen drei, die FPÖ einen - die "Battlegrounds" im Überblick.
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Am 11. Oktober geht es bei der Wien-Wahl nicht nur um die Zusammensetzung des Landtags und des Gemeinderats, sondern auch um die Vormachtstellung in den 23 Bezirken. Jene Fraktion, die aus der Bezirksvertretungswahl als stärkste hervorgeht, hat jeweils das Vorschlagsrecht für den Bezirksvorsteher beziehungsweise die Bezirksvorsteherin. Während in einigen Hochburgen kein Führungswechsel zu erwarten ist, gibt es auch diesmal einige umkämpfte "Battlegrounds".
15 der 23 Bezirke sind SPÖ-dominiert. Mit der Inneren Stadt, der Josefstadt, Hietzing und Döbling befinden sich vier Bezirke unter ÖVP-Herrschaft. Die Grünen stellen in der Leopoldstadt, in Neubau und Währing den Vorsteher beziehungsweise die Vorsteherin. Der einzige FPÖ-geführte Bezirk ist Simmering. Im Folgenden ein Überblick über die Ausgangslage in den einzelnen Bezirken vor der Wahl:
Innere Stadt: Die City ist gewissermaßen ÖVP-Kernland in Wien. Die Volkspartei stellt dort seit 1946 durchgehend den Bezirksvorsteher. Wobei es dem Amtsinhaber Markus Figl 2015 nur knapp gelungen ist, Platz eins zu halten. Die damals noch Schwarzen und nunmehrigen Türkisen büßten mehr als 12 Prozentpunkte ein und kamen nur noch auf 25,7 Prozent - mit nur kleinem Vorsprung von 1,5 Punkten auf die SPÖ. Interessant wird heuer, wie die Wähler die breite Debatte um die "autofreie" Innenstadt bewerten. Gefahr von der drittplatzierten FPÖ droht wohl nicht, wobei die Blauen noch einmal Ursula Stenzel aufbieten, die sich als nicht amtsführende Stadträtin eigentlich in die Pension verabschieden wollte.
Leopoldstadt: Im 2. Bezirk hatte 2015 eigentlich die SPÖ die Nase vorne. Das Problem: Der Urnengang musste nach einer Anfechtung ein Jahr später wiederholt werden - daraus gingen die Grünen als Überraschungssieger mit einem Vorsprung von 7,3 Prozentpunkten hervor. Seither regiert Uschi Lichtenegger als Bezirksvorsteherin die Leopoldstadt, das Verhältnis zwischen Rot und Grün im Bezirk gilt als zerrüttet. Das Hick-Hack um die Neugestaltung der Praterstraße ist nur ein Beispiel dafür. Die Roten wollen den 2. Bezirk jedenfalls unbedingt zurückerobern. Als Vorsteher-Anwärter schickt die SPÖ den Bezirksgeschäftsführer Alexander Nikolai ins Rennen. Der 2016 unterlegene sozialdemokratische Bezirksvorsteher Karlheinz Hora erlag 2017 einer schweren Krankheit.
Landstraße: Ziemlich sicher kann sich die SPÖ hingegen des erstens Platzes im 3. Bezirk sein. Mit 37,9 Prozent wies sie 2015 die Konkurrenz deutlich in die Schranken. Die FPÖ lag mit 20,8 Prozent weit abgeschlagen auf dem zweiten Rang, knapp gefolgt von den Grünen mit 19,3 Prozent. Die Sozialdemokraten gehen jedenfalls mit dem derzeit längst dienenden Bezirksvorsteher Wiens ins Rennen: Der 72-jährige Erich Hohenberger sitzt bereits seit 31 Jahren im Landstraßer Chefsessel.
Wieden: Erst knapp zwei Jahre im Amt ist hingegen auf der Wieden Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ), die im Oktober 2018 von Leopold Plasch übernommen hat. Dieser hatte 2015 mit 32 Prozent einen relativ komfortablen Polster von etwa 6 Prozentpunkten gegenüber den Grünen (26,1 Prozent) erreicht. Trotzdem gehört der 4. Bezirk zu jenen innerstädtischen Bezirken, in denen sich die Öko-Partei diesmal Chancen auf den Sieg ausrechnet. Deutlich schwerer dürfte das für die ÖVP werden, die vor fünf Jahren 16,1 Prozent der Stimmen auf sich vereinte. Und das, obwohl bei der Wahl 2010 SPÖ, Grüne und ÖVP in der Wieden nur exakt 14 Stimmen getrennt hatten.
Margareten: Durchaus sicher wähnen kann sich die SPÖ auch in Margareten, lag sie doch mit 38,8 Prozent klar in Führung vor den Grünen (22,8). Allerdings gab es veritable Reibereien in den roten Reihen, was die scheidende Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery Ende Februar dazu bewogen hat, ihre Parteimitgliedschaft zu kündigen. Nachfolgekandidatin Silvia Jankovic will nun dafür sorgen, dass der seit 1945 von den Roten geführte Bezirk auch weiterhin in sozialdemokratischer Hand bleibt.
Mariahilf: Der 6. Bezirk war einst eine Art "Swing State", in dem jahrzehntelang das Zepter stets zwischen ÖVP und SPÖ hin und her wechselte. Seit 2001 ist Mariahilf nun aber in roter Hand, und Vorsteher Markus Rumelhart will dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Die Grünen setzen jedoch große Hoffnungen in ihren Spitzenkandidaten Michael Reichelt und dessen Ideen zur Beruhigung der Gumpendorfer Straße oder der Begrünung des Naschmarkt-Parkplatzes, um den Bezirk komplett zu drehen. Sie waren der SPÖ schon 2015 recht dicht auf den Fersen: Sie errangen 29,8 Prozent - um 4,1 Prozentpunkte weniger als der Wahlsieger.
Neubau: Der 7. Bezirk ist die grüne Bastion in Wien. 2001 gelang es dem Ex-Trafikanten Thomas Blimlinger, erster grüner Vorsteher Wiens zu werden und den Bezirk nachhaltig für seine Partei abzusichern. 2017 legte er sein Amt zurück, nun stellt sich Nachfolger Markus Reiter erstmals der Wahl. Die Grünen dürften auch dieses Mal nicht zu schlagen sein, holten sie zuletzt doch 41,0 Prozent - ein Vorsprung von 16,3 Prozentpunkten auf die SPÖ.
Josefstadt: Deutlich spannender könnte es im 8. Bezirk werden. Eigentlich ist der flächenmäßig kleinste Bezirk Wiens traditionell in ÖVP-Hand. Vorsteherin Veronika Mickel hat es aber mit zuletzt erstarkter grüner Konkurrenz zu tun. 2015 betrug der Abstand der beiden Parteien nur noch 3,3 Prozentpunkte. Und eine grüne Regentschaft gab es in der Josefstadt schon einmal ab 2005. Nach parteiinternen Zerwürfnissen endete dieses Interludium allerdings bereits mit der darauffolgenden Wahl 2010 wieder.
Alsergrund: Zu einem Duell zwischen Rot und Grün könnte es im 9. Bezirk kommen. Dort erreichten die Roten zuletzt 31,3 und die Ökos 27,5 Prozent. Während die Grünen erneut Monika Kreutz als Herausforderin in den Ring schicken, tritt Amtsinhaberin Saya Ahmed bei der Wahl zum ersten Mal an. Die 36-jährige gebürtige Irakerin wurde im Juni 2018 als Bezirksvorsteherin angelobt, nachdem sie sich in einer Kampfabstimmung gegen den bisherigen Bezirksvorsteher-Stellvertreter Thomas Liebich durchgesetzt hatte.
Favoriten: Als sogenannter Arbeiterbezirk war der 10. Hieb jahrzehntelang eine sichere Bank für die Sozialdemokratie. 2015 wäre der mit 204.000 Bewohner bevölkerungsreichste Bezirk allerdings fast blau geworden. Die SPÖ verlor deutlich und kam "nur" noch auf 40,4 Prozent, während die FPÖ erneut zulegen und mit 38,2 Prozent nahe an Platz eins heranrücken konnte. Vorsteher Marcus Franz, seit 2017 im Amt, kann der Wahl aber wohl trotzdem recht entspannt entgegenblicken. Denn dass die Blauen diesmal tatsächlich als Sieger durchs Ziel kommen, scheint angesichts ihres wienweit prognostizierten Absturzes eher unwahrscheinlich.
Simmering: Damit ist auch fraglich, ob die FPÖ ihren bisher einzigen Bezirksvorsteher halten wird können. Vor fünf Jahren schien Simmering - langjährige Bastion des Roten Wien - erstmals blau auf der Bezirkslandkarte auf. Spitzenkandidat Paul Stadler schaffte ein sattes Plus von 7,2 Prozentpunkten auf 41,8 Prozent, was ihm den Sieg sicherte und ihn zum Bezirkschef machte. Denn die SPÖ verlor gleichzeitig 8,4 Prozentpunkte und kam damit nur noch auf 40,8 Prozent. Für die Rückeroberungsmission schicken die Sozialdemokraten nun den früheren Arbeiterkammerchef Rudolf Kaske ins Rennen.