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Das Ressort, das keiner haben will

Von Judith Belfkih

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Es war der erste kulturpolitische Termin nach der Wien-Wahl. Und der SP-Kulturstadtrat ließ sich entschuldigen. Die Viennale-Pressekonferenz musste ohne den Vertreter der Stadt auskommen. Terminkollisionen, hieß es aus dem Büro von Andreas Mailath-Pokorny. Und doch nährt diese Absage Gerüchte über den baldigen Abschied des Kulturstadtrates. Trotz seiner intern recht stabilen politischen Stellung.


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Die Koalitionsverhandlungen laufen, Wiens Bürgermeister wird Ressorts abgeben müssen. An welchen Partner auch immer. Als er dies das letzte Mal tun musste, waren es Planung und Kultur. Doch was sich 1996 bewährt hat, muss nicht für 2010 gelten.

Aktuell erweist sich die Kultur in den Verhandlungen als ein Ressort, das keiner will. Nicht unbedingt, weil es zu unwichtig wäre, wie der "Pipifax"-Sager der Wiener VP-Chefin Christine Marek immer noch nachklingen lässt. Es ist die fehlende Möglichkeit zur schnellen Veränderung, die mögliche Partner abschreckt. Der finanzielle Kuchen ist mit 236 Millionen Euro nicht der größte, vor allem ist ein Großteil der Gelder langfristig an große Institutionen gebunden.

Mit Kultur politisch nichts bewegen zu können, ist jedoch ein fataler Trugschluss. Sie ist Prestige-Objekt, geistige Basis und Touristenmagnet. Und es stehen hier Entscheidungen an, die Wien nachhaltiger prägen werden als so manche Hundezone. Aber Weitblick ist als politischer Leitspruch wohl gerade nicht in Mode.