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Nach Papst-Bashing bei Ingrid Thurnher im "ORF2-Zentrum" und analytischem Nahost-Talk als Nachklang zum Grass-Ausritt gegen Israel bei Günther Jauch im ARD dann am Sonntag im zweiten heimischen TV-Programm die Titanic-Katastrophe: eine der zahlreichen Dokus, die der Jubiläums-Automatismus der Medienmacher hervorgebracht hat - aber eine der spannenderen, die sich um die technische Erklärung der Unglücksursache bemühte. Und hier im Wesentlichen die Schotten als Schuldige festmachte. Diese reichten nicht bis über die Wasserlinie, sodass ein großer Wassereinbruch von einem abgeschotteten Bereich in den nächsten überschwappen konnte. Diese Konstruktion war gewählt worden, um das Luxusimage der Passagierdecks nicht zu beeinträchtigen. Urgrund dafür und für den Mangel an Rettungsbooten war die Überheblichkeit von der Unsinkbarkeit des Luxusliners.
So manchem drängten sich da schon Parallelen zur ehemals großen Koalition von SPÖ und ÖVP auf, deren Akteure noch immer so tun, als wäre sie unsinkbar. Reformunwillen und parteipolitische Eigensucht haben aber das Schiff schon leckgeschlagen. Lenzpumpen wie die Reforminitiativen von Staatssekretär Sebastian Kurz und der Altpolitiker-Initiative "MeinOE" werden alleine wohl nicht genug Wählerfrust abpumpen können, um das Koalitionsschiff vor dem Untergang zu bewahren. Und ein mutiger Kurswechsel von SPÖ und ÖVP zu einer Politik für Staat und Bürger ist nicht in Sicht.