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Das schmutzige Geschäft mit Menschenware

Von Werner Grotte

Analysen

Wer schützt aussagewillige Zeugen? | Wenn die Polizei verstärkt Streifen um Westbahnhof oder Stuwerviertel fährt, dient das der Abschreckung. Wie bei Drogen gilt: Präsenz vertreibt die Szene - aber nur von der Bildfläche. Was bleibt, ist der optische Effekt. Denn ob Koks-Kugeln oder menschlicher "Stoff" in Form von Zwangsprostituierten - sie werden vermehrt in Hinterzimmern gehandelt.


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Laut Bundeskriminalamt gibt es rund 700 Bordelle mit etwa 3500 (registrierten) Prostituierten in Österreich. Ihnen steht eine enorme Dunkelziffer illegaler Zwangs-Puffs gegenüber: Sex-Gefängnisse in Hinterzimmern, wo verschleppte Mädchen ohne Papiere, die nicht deutsch können, mit Gewalt dazu gezwungen werden, hinter Gittern (oft ungeschützten) Verkehr mit möglichst vielen (zahlenden) Männern zu haben.

Laut Hilfsorganisationen gibt es kaum Hinweise aus der Bevölkerung oder gar von "Freiern". Steht hin und wieder doch eine einschlägige "Größe" wie der Ex-Eiskunstläufer Wolfgang Schwarz wegen Verdacht auf Menschenhandel vor Gericht, verstummen - wie erst kürzlich - Zeug(inn)en rasch. Aus Angst.

Mit der am 1. Jänner gesetzlich eingeführten kostenlosen Prozess-Begleitung von Gewaltopfern durch Hilfsorganisationen ist ein erster Schritt in die richtige Richtung gesetzt worden. Doch was kommt nach dem Prozess? Solange es keine wirksamen Zeugen-Schutzprogramme gibt, bleiben die Anklagebänke leer.