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Der bisherige Kampfverlauf im US-Krieg gegen den Irak hat deutlich gemacht, dass die Führung in Bagdad ihre Lehren aus der vernichtenden Niederlage gezogen hat, die sie im ersten Golfkrieg 1991 gegen die USA erlitten hat. Während sich die Irakis damals zu einer "konventionellen" Kriegsführung entschlossen und den Amerikanern in der Wüste zur offenen Feldschlacht stellten, hat sich Bagdad nunmehr auf die altbewährte Guerilla-Taktik verlegt.
Militärexperten sind sich darüber einig, dass sich die irakischen Befehlshaber ganz offensichtlich russisch-chinesisch-jugoslawische Literatur über die so genannte "asymmetrische Kriegsführung" in den vergangenen zwölf Jahren gründlich zu Gemüte geführt haben. Denn nun rücken sie den technisch hochgerüsteten US-Einheiten mit der "hit-and-run"-Strategie (schnelles Zuschlagen inklusive unmittelbarer Flucht) zu Leibe. Die Sandstürme kommen den Iraksi dabei entgegen. Denn die US-amerikanischen "Apache"-Hubschrauber, spezialisiert darauf, feindliche Panzer und andere Einheiten aus der Luft unschädlich zu machen, können bei schlechter Sicht nicht abheben. Die Verluste der Amerikaner an Leben - es gab bisher 24 Tote - und Material sind nicht mehr zu verbergen: Laut "Washington Post" sind 30 Apache-Hubschrauber beschädigt worden, dazu ein "Abrams"-Panzer, auf dessen "Unverwundbarkeit" Kenner der Materie immer besonders stolz waren.
Die Kombination aus schlechtem Wetter, den langen Nachschubwegen zwischen dem Persischen Golf und den Stellungen vor Bagdad und der nicht erwartete, erbitterte Widerstand der Irakis haben jetzt dazu geführt, dass viele US-Generäle den Glauben an einen kurzen Krieg verloren haben. Statt von Tagen ist bereits von Monaten die Rede, auch George W. Bush dämpft die Hoffnungen auf ein schnelles Ende. Manche besonders pessimistische US-Militärs sollen bereits das Schreckgespenst eines langwierigen "Abnutzungskrieges" an die Wand malen.