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Ein Fußballtrainer ist echt nicht zu beneiden, wenn eigener Anspruch und Realität so auseinanderklaffen wie derzeit bei der Austria. Nenad Bjelica hat völlig Recht, wenn er Leistungen wie beim 0:1 gegen Rapid hart kritisiert - und auch wieder nicht. Denn in erster Linie macht er sich selbst angreifbar. Wenn er, wie nun behauptet, die zunehmende Lustlosigkeit, das Ausruhen auf alten Erfolgen bei einigen Akteuren schon länger beobachtet hat, weswegen nun für die kommenden Partien "Köpfe rollen" würden, muss er sich auch die Frage gefallen lassen, warum er so lange mit drastischen Entscheidungen gewartet hat. Warum hat er Unwilligen, wie er sie nannte, nicht schon vorher Nachdenkpausen verordnet? Warum hat er die "lauwarmen Ausreden" nicht nur hingenommen, sondern noch dabei mitgemacht, indem man Niederlagen in der Champions League schön redete? Warum hat er akzeptiert, dass das violette Alltagsgesicht sich so von jenem in der Champions League unterscheidet? Das Kicken haben die Stützen der Meistermannschaft nicht verlernt, und Bjelica hat nicht verlernt, ein guter Trainer zu sein. Sein Rundumschlag ist aber nichts anderes als Notwehr. Denn er weiß sehr gut, dass der Trainer immer das schwächste Glied ist. Und auch wenn er sich jetzt - zurecht - weigert, "den Herren auch noch das Bier in die Kabine zu bringen", könnte die Austria bald sein Bier gewesen sein.