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Der angehende Bürgermeister hat es geschafft, sein künftiges Team bis zum letzten Moment geheim zu halten.
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Wien. "Das hat vor ihm noch keiner geschafft - so lange alles dichtzuhalten", sagt ein enger Vertrauter über den künftigen Bürgermeister Michael Ludwig. "Am Montag präsentiert er den Gremien das neue Regierungsteam und bis auf die Betroffenen weiß noch keiner Bescheid."
Selbst den engeren Kreis will Ludwig erst am Sonntagabend einweihen, heißt es aus SPÖ-Kreisen. Manche Pressesprecher aus den Stadtratbüros finden das alles andere als bewundernswert. "Seit Monaten hänge ich in der Luft und habe keine Ahnung, wie und ob es überhaupt für mich weitergeht", heißt es da.
Und so gehen die wilden Personal-Spekulationen bis zur letzten Sekunde weiter. Hundertprozentig fix ist nur, dass Ludwig zumindest zwei Stadtratsposten neu besetzen wird, zumal Gesundheits- und Sozialstadträtin Sandra Frauenberger sowie Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bereits im Vorfeld erklärt hatten, dem neuen Stadtregierungsteam nicht mehr angehören zu wollen. Und wenn Ludwig Bürgermeister wird, dann wird auch noch ein neuer Wohnbaustadtrat nötig sein. Oder eine Wohnbaustadträtin.
Dann muss noch der Klubchef nachbesetzt werden: Christian Oxonitsch hat ja vor kurzem ebenfalls seinen Rücktritt erklärt. Er wird aber noch die Angelobung der neuen Regierungsmitglieder am 24. Mai im Gemeinderat koordinieren. "Darum hat mich Ludwig noch gebeten", erklärte er.
Personalkarussell des Ludwig
Dem Vernehmen nach sollen Jürgen Czernohorszky (Bildung) und Umweltstadträtin Ulli Sima (Umwelt) die einzigen zwei Stadträte sein, die bleiben - und zwar als Zugeständnis für den sogenannten linken Flügel der Partei.
Wirtschaftsstädträtin Renate Brauner wird hingegen das Handtuch werfen müssen, heißt es. Sie habe sich parteiintern stets gegen Ludwig als Häupl-Nachfolger ausgesprochen, "außerdem ist sie schon über 60, da wird’s eh schon Zeit zum Gehen", so ein Parteigenosse. Abgesehen davon soll Brauner ohnehin "gut untergebracht" werden. Gerüchten zufolge soll Wien-Holding-Chef Peter Hanke ihr nachfolgen.
Als neue Gesundheitsstadträtin wurde lange Zeit Ex-Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner gehandelt, laut Insidern ist sie allerdings schon seit ein paar Wochen nicht mehr im Rennen. Ebenfalls immer wieder genannt wurde die EU-Abgeordnete Evelyn Regner. Sie ist Sozialpolitik- und Wirtschaftsexpertin sowie Gewerkschafterin und sitzt im ÖGB-Bundesvorstand. Aber auch der Fonds Soziales Wien-Chef Peter Hacker dürfte im Spiel gewesen sein. "Allerdings ist er zumindest bis vor kurzem noch nicht gefragt worden", heißt es.
Die Fußstapfen des Ludwig
Dem Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny könnte Kultursprecher Ernst Woller nachfolgen, hieß es vor ein paar Wochen. Jetzt scheint er der potenzielle Nachfolger von Harry Kopietz als Landtagspräsident zu sein. Hoch im Kurs steht die 55-jährige Ökonomin Hannah Lessing. Mailath-Pokorny selbst habe sie vorgeschlagen, heißt es. Allerdings dürfte sie nicht ihren Job nicht aufgeben wollen. Lessing ist Generalsekretärin des Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus. Eine viel bessere Besetzung wäre Ex-Kulturminister Thomas Drozda, meinen wiederum andere Genossen.
Dann gibt es die Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung. Also das bisherige Ludwig-Ressort. Hier wurde unter anderen schon die Chefin des Wien-Hauses in Brüssel, Michaela Kauer, genannt. Auch der Name Josef Ostermayer dürfte gefallen sein. Aber viel wahrscheinlicher ist laut Insidern, dass Kathrin Gaal in die Fußstapfen Ludwigs treten wird. Gaal ist seit November 2005 Landtagsabgeordnete und seit April 2011 Vorsitzende der SPÖ Favoriten.
Weiters könnte es auch Veränderungen in der Magistratsdirektion geben. Hier wurde medial kolportiert, dass der Direktor des Stadtrechnungshofes, Peter Pollak, dem bisherigen Magistratsdirektor Erich Hechtner folgen soll, der seinerseits als Aufsichtsratsvorsitzender in die neue Struktur des Wiener Krankenanstaltenverbundes wechseln soll.
Und dann gibt es noch Christian Deutsch, der als enger Vertrauter von Michael Ludwig gilt. Er war bis Juli 2014 Landesparteisekretär der Wiener SPÖ, 2015 wechselte er als Referent ins Kabinett vom damaligen Kanzleramtsminister Josef Ostermayer und ist seit Februar 2016 "Mitarbeiter der Wohnservice-Wien GesmbH", deren Geschäftsführer er einmal war. Ein Platz in Ludwigs Team sei zwar möglich, aber nicht unbedingt notwendig, meinen Insider. "Als inoffizielle rechte Hand von Ludwig ist er genau richtig an seinem Platz", heißt es.
Das Genießen des Ludwig
Und obwohl derzeit jeder von Ludwig wissen will, wie er sich entschieden hat, ließ er es sich am Freitag nicht nehmen, beim Genussfest im Stadtpark öffentlich vor Journalisten zu treten, um gebetsmühlenartig sein Schweigen zu rechtfertigen. Aber ein kleines Häppchen ließ er am Genussfest doch fallen: Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen wird ausgeglichen sein - also drei zu drei. Damit wird aber das Spekulieren nicht leichter, zumal Ressort-Tausch und "kleine Verschiebungen" laut Ludwig nicht ausgeschlossen sind. Außerdem soll es auch Überraschungen geben, mit denen niemand rechnet.
Gewissheit wird es also erst am Montag geben: Um 9 Uhr trifft sich das Präsidium, um 10 Uhr tagt der Parteivorstand. Für 11 Uhr ist der Wiener Ausschuss angesetzt, danach will Ludwig das neue Team der Öffentlichkeit vorstellen.