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Sein Vater, Hubert Strolz, war der "ewige Zweite" im alpinen Ski-Weltcup, der zwar als begnadeter Techniker galt, aber als nicht mehr siegfähig abgestempelt wurde. Ehe er dann unmittelbar nach seinem ersten (Kombinations-)Erfolg in dieser Disziplin bei den Olympischen Spielen 1988 die hochverdiente Goldene holte und endlich dort oben stand, wo er eigentlich hingehörte. Befreit raste Strolz sen. tags darauf in seiner Paradedisziplin Riesentorlauf sogar noch zu Silber hinter Alberto Tomba. Von Strolz’ rekordverdächtigen 14 zweiten Rängen im Weltcup redete seither keiner mehr. Bis eben heute.
Denn sein Sohn Johannes wäre wohl heilfroh gewesen, wäre er in seiner bisherigen Karriere nur annähernd an Rang zwei herangekommen. Auch der Vorarlberger galt zwar als Riesentalent, dem aber zum Spitzen-, ja zum Siegläufer das gewisse Etwas fehlen würde. Bis dann das Schicksal den Weltcupslalom von Adelboden bereithielt, wo der 29-Jährige am Sonntag vielleicht schon das Ski-Märchen des Winters schrieb. Sein Premierentriumph mit hoher Startnummer (38) im hohen Ski-Alter ist nicht nur deshalb so schön, weil Strolz schon aus allen ÖSV-Kadern geflogen war und die Skier selber präparieren musste, es ist auch ein Sieg stellvertretend für alle Hinterher- und Platzfahrer, die trotz aller jahrelangen Müh’ und Plag’ nicht und nicht belohnt werden. Für die nicht einmal der Schatten der Hirschers, Maiers, Shiffrins und Vlhovas abfällt, weil diese viel zu weit entfernt sind.
Strolz gestand beim Siegerinterview einerseits, wegen chronischer Erfolglosigkeit schon an Rücktritt vom Rennsport gedacht, andererseits aber nie den Glauben an sein Sieger-Potenzial verloren zu haben. Auch dafür wurde er nun in Adelboden belohnt.