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Das Ski-Paradies am Tor zur Hölle

Von Jayaram Nuggehally

Politik

Srinagar - Der Blick des Ski-Enthusiasten streift über frischen, meterhohen Pulverschnee auf steilen Hängen. Über der traumhaft friedlichen Winterlandschaft prangt ein stahlblauer Himmel. "Das Ski-Resort hat gute Standards, freundlichen Service und lächerlich billige Preise", lobt das Onlineportal "GoSki.com".


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Doch hier im Himalaya liegen Paradies und Hölle näher beieinander als anderswo. "Der einzige wirkliche Nachteil ist die Gefahr, von Separatisten aus Kaschmir entführt und ermordet zu werden", heißt es auf der Webseite lakonisch. Genau deshalb hat es der in gut 4000 Metern Höhe gelegene indische Wintersport-Ort Gulmarg schwer, in die erste Liga der internationalen Szene alpiner Abfahrer aufzusteigen.

Denn Gulmarg liegt im indischen Teil Kaschmirs, 15 km von der Demarkationslinie entfernt, an der sich die Atommächte Indien und Pakistan bedrohlich gegenüberstehen. Gelegentlich zischen sogar raketengetriebene Granaten aus Pakistan durch das pittoreske Tal, weil hier auch die indische Schule für alpine Kriegführung eingerichtet ist. Immerhin sei nach vier Jahren hier erstmals wieder richtig viel Schnee gefallen, freut sich Farooq Ahmed, der Manager der örtlichen Liftbetreiber-Gesellschaft.

Seit den 20-er Jahren gibt es hier Wintertourismus, in den 70-er Jahren wurde Gulmarg zu einem Ski-Gebiet nach alpinem Vorbild ausgebaut. Doch die neuerliche Eskalation zwischen den Atommächten seit den 90-ern hat den Touristenstrom beinahe zum Austrocknen gebracht.

Ski-Experten schwärmen von Gulmarg als einem der besten Plätze weltweit für "Heli-Skiing". Tausende solcher Adrenalin-Abfahrten seien allein oberhalb von 2000 Metern möglich, schwärmt der Online-Dienst.

Sehr vorsichtig kehren die ersten Gäste wieder nach Gulmarg zurück, das nach eigenen Angaben auch über einen der höchsten Golfplätze der Welt verfügt. Ein neuer Lift ist bereits in Betrieb, indische Schulkinder üben auf den glänzenden Pisten fleißig Schussfahrten, Wedeln und Slalom. Das Skigebiet träumt jedoch davon, endlich auch wieder ausländische Touristen anzuziehen, wie Mohammad Ashraf von der Tourismusverwaltung in Kaschmir erzählt. Gerade mal 10 US-Dollar (11 Euro) kostet der Spaß. "Da ist alles drin: Der Skifahrer bekommt dafür die komplette Ausrüstung, Verpflegung und Unterkunft."