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Das Sparschwein Netflix schlachten

Von Bernhard Baumgartner

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Bernhard Baumgartner ist Redakteur im Kultur-Ressort der "Wiener Zeitung".
© WZ / Thomas Seifert

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Die Schweiz lässt mit einem interessanten Ansatz aufhorchen. Streaming-Plattformen wie Netflix sollen in der Schweiz künftig dazu verpflichtet werden, den Schweizer Film zu fördern. Ab einem gewissen Bruttoumsatz müssen 4 Prozent ihres Umsatzes in der Schweiz in das Schweizer Filmschaffen investiert werden. Das ist einerseits ein maßvoller Betrag, andererseits werden sich damit wohl nicht viele schweizerische Hochglanzproduktionen ausgehen. Der Hintergrund der doch einigermaßen unfreundlichen Maßnahme dürfte die Vorgabe der Europäischen Union sein, Streamingdiensten einen Anteil von 30 Prozent an europäischen Produktionen vorzuschreiben. Das hat gut funktioniert: Deutschland konnte mit seiner international anerkannten Produktion "Dark" reüssieren, in Spanien sorgten die "Telefonistinnen" für Erfolg und Frankreich hievte Gérard Depardieu für immerhin zwei Staffeln auf den Bürgermeistersessel von "Marseille". Sky sorgt gerade mit der deutsch-österreichischen Thriller-Produktion "Der Pass" für Aufsehen. Alle diese Produktionen hätte es wohl nicht gegeben ohne das Machtwort der EU. Die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied hat davon nicht profitieren können. Möglicherweise will man nun mit der lokalen Vorschrift Netflix in die Schweiz als Drehort zwingen. Ein bisschen antiquiertes Denken, könnte aber funktionieren. Wenn das freilich alle kleinen Staaten machen, verzetteln sich die Streaming-Betreiber in vielen kleinen Alibi-Produktionen. Fraglich, ob das sinnvoll ist.