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Das universitäre Sommerloch

Von Hans Pechar

Gastkommentare

Wissenschaftsminister Johannes Hahn will sich trotz Wirtschaftskrise für Steigerungen beim Hochschulbudget einsetzen. Angesichts der hochschulpolitischen Ignoranz des Regierungsprogramms ist das immerhin eine noble Geste. Stutzig macht freilich die Begründung: Die Universitäten müssten ohnehin den Wegfall der Studiengebühren verkraften. Moment mal - gibt es nicht schon seit Monaten einen Konsens, dass der Staat den Wegfall der Studiengebühren kompensieren wird?


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Wir wollen hoffen, dass es sich nur um eine unbedachte Formulierung handelte und Hahn nicht vorhat, ein Nullsummenspiel - rund 130 Millionen Euro kommen nun nicht mehr von den Privathaushalten, sondern vom Bundesbudget - in einen Einnahmenzuwachs für die Universitäten umzudeuten. Dergleichen - mit umgekehrten Vorzeichen - gab es ja schon. Im Jahr 2000 wurde das staatliche Hochschulbudget kräftig gekürzt, ein Jahr darauf wurden den Unis die Einnahmen aus den frisch eingeführten Studiengebühren mit gönnerhafter Geste als "Universitätsmilliarde" (damals noch in Schilling) zur Verfügung gestellt.

Ebenso wäre zu hoffen, dass der Minister nochmals gründlich über seine Anregung nachdenkt, den Lehrbetrieb auf die Sommermonate auszudehnen. Eine Uni im Sommer, meinte er, "könnte dort, wo wir besonderen Andrang haben, durchaus ein Ansatz sein". Hahn scheint das Bild überfüllter Hörsäle vor seinem inneren Auge zu haben und sich eine optimierte Nutzung dieser knappen Ressource zu wünschen. Allerdings ist der Hörsaal ohne das lehrende Personal nicht einmal die halbe Sache - und woher der Minister die zusätzlichen Lehrkapazitäten nehmen will, hat er noch nicht verraten. Oder geht er allen Ernstes davon aus, man könne mit dem bestehenden Personal Sonderschichten während der Sommermonate fahren?

In diesem Fall müsste man ihn über die Natur einer Forschungsuniversität aufklären. Und vor allem darüber, dass in den Massenfächern nicht nur ein regulärer Lehrbetrieb unmöglich ist, sondern auch die Forschungsmöglichkeiten des akademischen Personals bereits jetzt extrem eingeschränkt sind. Ein zusätzlicher Lehrbetrieb im Sommer würden die Forschung hier vollends kollabieren lassen.

An die Möglichkeit eines Sommerbetriebs ohne Personalaufstockung kann nur glauben, wer vom Klischee des faulen Professors ausgeht. Gewiss, eine Regierung mit der "Kronen Zeitung" als Koalitionspartner darf die Bedürfnisse des Stammtisches nie aus den Augen verlieren. Es wäre aber beruhigend, wenn sich wenigstens der Wissenschaftsminister diesem Druck entziehen könnte.

Hans Pechar leitet das Institut für Wissenschaftskommunikation und Hochschulforschung an der Universität Klagenfurt.