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Das Urkilo hat abgenommen

Von Tobias Schmidt

Wissen

Prototyp existiert seit 118 Jahren. | 50 Mikrogramm leichter. | Paris. (ap) Das Kilogramm nimmt ab. Zwar sehr langsam, aber doch messbar, wie der Wächter des so genannten Urkilogramms erklärte. Seit 118 Jahren wird der Prototyp, ein 39 Millimeter hoher Zylinder aus einer Platin- und Iridium-Legierung, in einem Tresor des Internationalen Büros für Maß und Gewicht (BIMP) in Sevres bei Paris aufbewahrt. Nur alle 40 Jahre wird das Maß aller Kilos aus dem dreifach gesicherten Behältnis hervorgeholt, um es mit Kopien des Urkilogramms abzugleichen.


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Bei den jüngsten Messungen zeigte sich, dass das Original 50 Mikrogramm leichter war als die Vergleichskilos im Durchschnitt. "Sonderbar, denn alle Kopien sind aus dem gleichen Material wie das Urkilo", sagt der Physiker Richard Davis. Und viele der Referenzzylinder wurden auch 1889 gegossen.

"Über die Gründe der Masseänderung gibt es nur Hypothesen", sagt Michael Borys von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig, wo der deutsche Prototyp gehütet wird. Veränderungen könnten durch Umgebungseinflüsse während der Lagerung oder des Gebrauchs hervorgerufen werden, aber sicher sei man sich nicht.

Die Abmagerung hat Folgen: Das Kilo ist das einzige Maß im internationalen Einheitensystem, das tatsächlich nur durch den Vergleichsgegenstand festgelegt wird. Das Urkilogramm, nimmt es nun ab oder zu, "verkörpert als Masseneinheit per Definition weiterhin genau ein Kilogramm", so Borys. Dadurch entstehe ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor etwa bei Kalibrierungen.

Der Ruf nach Preissenkungen für ein Kilo Rindfleisch oder eine Neujustierung der Küchenwaage wäre verfrüht. Die bisher festgestellte Masseänderung von 50 Mikrogramm macht sich erst in der achten Kommastelle bemerkbar.

Dennoch zerbrechen sich Wissenschafter weltweit darüber den Kopf, wie die inkonstante Konstante stabilisiert werden kann, schließlich sind sie jeden Tag auf exakte Messungen angewiesen. Auf einer Konferenz im November wollen Experten in Paris über Lösungen beraten. Geprüft wird etwa eine Kugel aus Silikon-Kristall mit einer einzigen Form von Atomen. Am PTB wird mit Ionenakkumulation experimentiert, um das Kilogramm an eine atomare Masse binden zu können.