Michael Häupl wird nicht lange Bürgermeister bleiben, und Heinz-Christian Strache kann nicht in absehbarer Zeit Bürgermeister werden.
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Das Duell der Titanen! Häupl gegen Strache. Es nervt. Und es ist verlogen. Warum? Weil nach aller Wahrscheinlichkeit weder Michael Häupl lange Bürgermeister bleiben wird noch Heinz-Christian Strache in absehbarer Zeit Bürgermeister werden kann. Für Ersteren ist die Zeit abgelaufen; für Zweiteren findet sich keine Mehrheit im Stadtparlament - dafür sorgen jedenfalls wir Neos. Strache wird voraussichtlich nicht einmal sein Mandat in Wien annehmen. Dieselbe Wählertäuschung hat er schon 2005 und 2010 durchgezogen. Erstaunlich, dass sich viele Leute drei Mal mit derselben Nummer verschaukeln lassen.
Ebenso lachhaft auf der anderen Seite: Während Häupl den tapferen Strache-Abwehrkämpfer gibt, blitzt es tief himmelblau aus den zweiten Reihen der Roten. Was ich Häupl als persönliche Überzeugung abnehme, wird nie und nimmer für seine Partei gelten, wenn der Machterhalt einst den Pakt mit den Blauen erfordern sollte. Das Burgenland grüßt!
So ist es also ein inszeniertes Duell. Guter Stoff für mediale Zuspitzung, perfekte Droge für hyperventilierende Meinungsbildner und gute Spielanlage für die Manipulation taktischer Wählerinnen und Wähler. SPÖ und FPÖ sollen davon profitieren. Ihre zahlreichen Helfershelfer auch. Die zwei Herren stehen einander gegenüber wie zwei Westernhelden. Der eine mit dem großen Colt unter dem noch größeren Bauchansatz und mit dem Ego des machttrunkenen Hausherrn. Der andere etwas peppiger, wiewohl mit Springerstiefeln aus vergangenen Zeiten - und dem Ego des siegeshungrigen Herausforderers. An dieser Stelle sollten wir den Film stoppen. Wir sollten eine entschlossene Frau zwischen diese zwei Möchtegern-Cowboys schicken, die ihnen "die Wadeln viererichtet". Vorn ist für beide unterschiedlich. Der eine hätte dringend seine Hausaufgaben zu machen: Zurückschneiden des roten Filzes und der strukturellen Korruption in dieser Stadt, runter vom Schuldenmachen, Investitionen in das marode Wiener Schulsystems, Impulse für ein unternehmerisches Wien, damit die Rekordarbeitslosigkeit zurückgedrängt werden kann.
Dem anderen empfiehlt sich ein Flug nach Kärnten - mit einer Herkules-Maschine, denn was seine Partei dort angestellt hat, das ist wahrlich zum Schreien.
Doch sie werden dafür kämpfen, dass der Film und das inszenierte Duell bis zum 11. Oktober weiterlaufen. Der eine wird sagen, jetzt müsse man ihn unterstützen, damit der andere nicht durchziehe. Doch klar ist: Wer das Alte verlängert, wird die FPÖ stärken. Nur das Neue kann die FPÖ und Strache mittel- und langfristig stoppen. Es ist das Versagen von SPÖ und ÖVP, das Strache groß macht. Das Managementversagen in der Flüchtlingskrise hat dies ein weiteres Mal eindrucksvoll bestätigt. Eine Verlängerung der Muster der strukturellen Korruption und der ignoranten Machtpolitik der SPÖ in Wien würde spätestens bei den nächsten Wahlen den Ball für Strache auf den Elfmeter-Punkt manövrieren. Das heißt: Wer diesmal taktisch SPÖ wählt, der riskiert einen Bundeskanzler Strache. Das sei gut überlegt. Wer seinen Unmut über Rot-Grün zum Ausdruck bringen will, ohne einen blauen Bürgermeister zu bekommen, der wählt Neos!