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Das Glück ist ein Vogerl. So auch beim Skispringen. Das wussten die Pioniere des Skispringens, die Norweger, am besten. Immerhin waren sie es, die diesen Sport im 18. Jahrhundert erfunden und ab 1882 in Form eines Wettbewerbs ("Royal Cup") am Holmenkollen bei Oslo erstmals massentauglich gemacht hatten.
Damals freilich war vieles noch einfacher. Gewonnen hat der, der den weitesten Satz hinlegte. An sich eine klare Sache, bis dann irgendwann die Grenzen des Möglichen erreicht waren und Trainer wie Sportler darüber nachzugrübeln begannen, wie man der Konkurrenz dennoch davonsegeln könnte. Gegen den Wind war eben nichts ausrichten. Der blies wann und wo er wollte. Den einen bescherte er den Sieg, dem anderen eine harte Landung auf dem Vorbau. Ja, Glück musste man haben.
Woran man aber feilen konnte, waren Material und Flugstil. Das Skispringen pflanzte sich somit vom Flug- zum Denksport fort. Wer auf den V-Stil setzte, das bessere Wachs benutzte oder den leichteren Anzug trug, durfte sich folglich berechtigte Hoffnungen auf einen Stockerlplatz machen - es sei denn, der Wind blies günstig und die Haltungsnoten waren nicht allzu schlecht.
Bis man sich dann irgendwann bemüßigt fühlte, auch im Sport die Natur untertan zu machen. Der Schnee am Aufsprung, das Eis am Schanzentisch und zuletzt auch der Wind - nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Wobei die Einführung der Windpunkte wohl die folgenreichste Entscheidung bei diesem Ringen gegen den Zufall darstellt. Anstatt dem Athleten beim Absprung zuzujubeln, starren nun alle auf den Windstärkemesser. Ob das den Skispringern mehr Glück bringt, darf bezweifelt werden.