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"Das Vertrauen ist erschüttert"

Von Karl Leban

Wirtschaft

Österreichs Firmen haben jahrelang vom relativ hohen Wachstum in der Türkei profitiert. Jetzt sind bange Blicke in das Land am Bosporus gerichtet.


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Istanbul/Wien. Noch hat sich der Rauch nach dem Putsch-Versuch in der Türkei nicht verzogen. Groß ist die Verunsicherung - auch in der Wirtschaft. Internationale Investoren warten jetzt ab, wie sich die nächsten Tage und Wochen in dem Land entwickeln. "Das Vertrauen ist erschüttert", berichtet der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Istanbul, Georg Karabaczek. Wichtig werde nun sein, dass die Regierung die Situation unter Kontrolle bekommt und die Märkte beruhigen kann.

Als positiv aus Sicht der Wirtschaft wertet Karabaczek die Bereitschaft der Notenbank, die Landeswährung Lira notfalls zu stützen, sowie das von der Regierung zuletzt in Aussicht gestellte große Reformpaket. Grundsätzlich seien die "konjunkturellen Rahmenbedingungen in der Türkei nicht schlecht". Karabaczek sieht deshalb - zumindest vorerst - keine Notwendigkeit für eine Senkung der Wachstumsprognosen. Das offizelle Wachstumsziel der Türkei liegt für 2016 bei 4,5 Prozent und für das Folgejahr bei 5,0 Prozent.

Drittgrößter Auslandsinvestor

Österreich hat von dem relativ hohen Wirtschaftswachstum in der Türkei in den vergangenen Jahren profitiert. Allein 2015 fielen die heimischen Warenexporte dorthin mit 1,4 Milliarden Euro um mehr als 16 Prozent höher aus als im Jahr davor, die Warenimporte legten gut 12 Prozent auf 1,44 Milliarden Euro zu. Seit 2012 ist das bilaterale Handelsvolumen kontinuierlich gestiegen.

Nach Angaben der Wirtschaftskammer lag die Türkei in der Reihung der wichtigsten österreichischen Handelspartner im Vorjahr bei den Exporten auf Platz 19, bei den Importen auf Platz 18. Österreichs Exporteure liefern vor allem mechanische und elektrische Maschinen sowie Metalle und Metallwaren in das Land am Bosporus, es geht aber auch fast die Hälfte der heimischen Rinderexporte in die Türkei. Von dort importiert werden insbesondere Textilien, Maschinen, Schuhe und Gemüsekonserven.

Bei den ausländischen Direktinvestitionen (Flüsse) liegt Österreich im Zeitraum 2002 bis 2015 laut türkischer Notenbank mit 9,3 Milliarden Dollar an dritter Stelle - nach den Niederlanden (20,9 Milliarden Dollar) und den USA (10,8 Milliarden). Österreichische Betriebe waren zuletzt mit mehr als 600 Vertriebs- und Produktionsniederlassungen in der Türkei aktiv. Die OMV etwa betreibt mit der Marke Petrol Ofisi das größte Tankstellennetz der Türkei (allerdings steht dieses Geschäft inzwischen zum Verkauf). Breit aufgestellt ist auch die Bank Austria, die im Mutterkonzern Unicredit seit Jahren das Geschäft der Yapi Kredi Bank mit 1000 Filialen und 19.000 Mitarbeitern steuert.

Do & Co-Aktie verliert massiv

Als stark in der Türkei engagiert gilt auch Do & Co, der Catering-Konzern von Attila Dogudan. Turkish Airlines ist ein Großkunde - ebenso wie andere große Fluglinien an türkischen Airports. Am Montag verlor die Do & Co-Aktie mit fast neun Prozent massiv.