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Das Virus wünscht, wir spielen

Von Christina Böck

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Die Hamburger Elbphilharmonie hat dieser Tage ein Video veröffentlicht. Bedrohliche Krakenarme erheben sich vor dem charakteristischen Bau aus dem Wasser, um dann auf den Noppen der Fassade "Für Elise" zu spielen. Der Titel des Gänsehautfilms: "Wir können es kaum erwarten, wieder für euch zu spielen." Eine geniale Idee, sich im Lockdown in Erinnerung zu rufen, mit bizarrer, aber optimistischer Botschaft.

Ein ziemlicher Unterschied zu den Reaktionen mancher österreichischen Kulturinstitutionen auf die Absage der "Freitest"-Woche, die ein früheres Aufsperren ermöglichen hätte sollen. Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger hat zwar nicht seine Erleichterung darüber geäußert, dass er nun doch nicht, wie er meinte, zum "Blockwart der Regierung" werden muss. Staatsopern-Direktor Bogdan Roščić hat in gewohnt knackig-zynischer Manier kommentiert und dem Publikum eine Verkleidung als Skifahrer empfohlen. Roščić hat freilich in weiser Voraussicht ohnehin die Oper-für-zuhause-Offensive mit dem ORF verlängert. Nichts in der Richtung hört man aus dem Burgtheater, dort ließ Direktor Martin Kušej aber verlauten, er sei "nun wirklich verärgert". Ja, man kann die ganze Angelegenheit auch als persönlichen Angriff sehen, wenn man nicht akzeptieren kann, dass in einer Pandemie andere Regeln gelten. Solange in einer Woche so viele Menschen durch das Virus sterben, wie das Theater in der Josefstadt Sitzplätze hat, muss man nach diesen Regeln spielen. Und zwar eher länger als 24. Jänner denn kürzer.