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Heimische Touristiker wollen den Song Contest in Wien als Bühne, um das Urlaubsland Österreich zu positionieren. Das größte Wachstumspotenzial liegt laut Österreich-Werbung-Chefin Petra Stolba in asiatischen Herkunftsländern.
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Berlin. Das jüngste Ausbleiben russischer Gäste habe deutlich gemacht, dass sich Österreichs Tourismus international breit aufstellen muss, sagte Tourismus-Spartenobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher vor Journalisten auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin. Zwar konnte das Minus von 26 Prozent bei Nächtigungen von Russen in der ersten Hälfte der Wintersaison durch mehr Nächtigungen von Schweizern und Italienern fast kompensiert werden. Doch "Wachstumsraten sind derzeit nur in Asien zu holen", ist Petra Stolba, Chefin der nationalen Tourismusmarketing-Organisation Österreich Werbung (ÖW), überzeugt. Vor allem in China, Südkorea und Taiwan liege viel Potenzial.
Im Vorjahr kamen bereits mehr chinesische als ungarische Urlauber nach Österreich - allerdings bleiben die Chinesen mit durschnittlich 1,4 Nächten Aufenthaltsdauer deutlich kürzer als die Ungarn. Der Anteil von Gästen aus Asien ließe sich bis 2020 von derzeit vier auf sieben Prozent nahezu verdoppeln, wie aktuelle Markteinschätzungen der ÖW zeigen. Das wären 1,2 Millionen zusätzliche Ankünfte. Derzeit habe man in diesen Ländern noch nicht genug Partner, um ausreichend präsent zu sein, so Stolba. Dafür brauche es mehr passende Produkte - auch im Ferientourismus. Aktuell sind vor allem Städte- und Kulturaufenthalte bei den Chinesen beliebt.
Zentral- und Osteuropa (CEE) habe sich neben Westeuropa bereits als zweites Standbein unter den Herkunftsmärkten entwickelt, so Stolba. Die Ankünfte haben sich seit dem Jahr 1995 auf 3,2 Millionen mehr als vervierfacht, aktuell kommen acht Prozent der Gäste aus dem CEE-Raum. Im Winter ist Österreich in diesen Ländern bereits das beliebteste Urlaubsland, hier gelte es noch, im Sommer mehr Urlauber anzulocken.
1,2 Millionen Euro Sonderbudget für Song Contest
Der Österreich-Stand bei der am Mittwoch eröffneten 49. Auflage der ITB, auf der bis Sonntag mehr als 10.000 Aussteller aus 180 Ländern ihre Angebote präsentieren und mehr als 170.000 Besucher erwartet werden, stellt die Musikvielfalt des Landes in den Mittelpunkt. Besucher können an mehreren Plätzen den "Sound of Austria" hören: Etwa Lieder aus dem Film "Sound of Music" über die vor allem im Ausland bekannte Familie Trapp. Aber auch das Läuten von Kuhglocken oder das Rauschen von Gebirgsbächen soll Besucher für einen Urlaub in der Alpenrepublik begeistern.
Als wichtige Bühne für die heimischen Touristiker gilt der Eurovision Song Contest, der von 20. bis 24. Mai in Wien ausgetragen wird - schließlich kommen 90 Prozent der Nächtigungen laut Wirtschaftsministerium aus Ländern, die am Song Contest teilnehmen. Für die Großveranstaltung im Mai hat das Wirtschaftsministerium 900.000 Euro als Tourismus-Sonderbudget bereitgestellt, das durch Mittel der ÖW um 300.000 Euro ergänzt wird, sagte Wirtschafts- und Tourismusminister Reinhold Mitterlehner. Mit diesem Geld soll Österreich als innovatives Tourismusland positioniert werden, unter anderem werden gemeinsam mit Wien Tourismus rund 100 Reiseveranstalter und Journalisten nach Österreich eingeladen. Außerdem werden mehr als 1500 Medienvertreter mit Material für die Berichterstattung versorgt. "Wir wollen Österreichs Gastfreundschaft in die Welt hinaustragen", so Stolba auf der Pressekonferenz der ÖW, die Journalisten zur Messe eingeladen hat.
Der Song Contest soll 75.000 Nächtigungen von Ausländern bringen. Mitterlehner erwartet 26,5 Millionen Euro an Wertschöpfung durch die Veranstaltung.
Für die laufende Wintersaison rechnet Nocker-Schwarzenbacher mit ein bis zwei Prozent mehr Nächtigungen. Nach einem verhaltenen Jänner mit einem Nächtigungsminus sei der Februar besser gelaufen. Optimistisch stimmt die Spartenobfrau eine gute Buchungslage für den März und der frühe Ostertermin Anfang April.
Acht Millionen Nächtigungen fehlen zum Ziel für 2020
Ende Mai soll die überarbeitete Tourismusstrategie für Österreich vorgestellt werden. Seit fünf Jahren konzentriert sich diese auf die Alleinstellungsmerkmale Alpen, Donau und Seen, Städte und Kultur.
Die 131,9 Millionen Nächtigungen im Vorjahr (0,5 Prozent weniger als im Rekordjahr 2013) sollen unter anderem durch einen Ausbau des Ganzjahrestourismus gesteigert werden, kündigte Mitterlehner in Berlin an: "Wir müssen uns anstrengen, um das Ziel von 140 Millionen Nächtigungen bis zum Jahr 2018 zu erreichen."