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Das Waldviertel kommt unter Druck

Von Sissi Eigruber

Europaarchiv

Wellness, biologische Landwirtschaft, Produkte mit regionaler Herkunftsgarantie - darauf könnte das Waldviertel in Zukunft verstärkt setzen, geht es nach den Ergebnissen der jüngsten Waldviertel-Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), die im Auftrag der Raiffeisenholding NÖ-Wien erstellt wurde. Die Strukturänderung in der Region werde durch die bevorstehende EU-Erweiterung jedenfalls beschleunigt, erklärt der Projektleiter der Studie, Franz Sinabell, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".


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Das Waldviertel im Nordosten Österreichs, an der Grenze zu Tschechien, zählt zu den Gebieten mit ausgeprägten Strukturnachteilen: Die Verkehrsverbindungen nach Linz und zum nördlichen Nachbarn müssten verbessert werden, so Sinabell. Zu Tschechien war die Verbindung über Jahrzehnte weitgehenden unterbrochen - die Wirtschaftsbeziehungen mussten erst wieder aufgebaut werden. Die vormals kostengünstigen Produktionen im Waldviertel werden durch die zunehmende Konkurrenz gefährdet.

Ausbildung

Positiv sei jedoch die Entwicklung des Ausbildungsniveaus im Waldviertel, meint Sinabell: "Niederösterreich ist es gelungen, die Qualifikation der jungen Leute zu heben." Nachteilig sei allerdings, dass die Anzahl der kaufmännisch qualifizierten Arbeitskräfte die Jobangebote am lokalen Arbeitsmarkt bei weitem überschreitet: "Die Banken in der Region erhalten wöchentlich rund 20 Bewerbungen". Die Autoren der Studie empfehlen daher, die kaufmännische Qualifikation mit einer technischen Ausbildung (z. B. im Holzsektor) zu ergänzen.

Tourismus

Eine Wachstumsperspektive für die Region biete der Wellnesstourismus. Die Destinationen im Waldviertel können auch von den Ballungsräumen Wien und Linz gut erreicht werden. Eine Abgrenzung zum Angebot der Nachbarn sollte durch ein höheres Qualitätsniveau erreicht werden.

Landwirtschaft

"Das Waldviertel wird unter Druck kommen", meint Sinabell zur Entwicklung der Landwirtschaft. Eine Möglichkeit wäre die Forcierung der biologischen Landwirtschaft. "Das würde auch gut Hand in Hand gehen mit dem Wellnesstourismus", denn dieses Publikum sei für biologische Produkte sehr aufgeschlossen. Zukunftsträchtig könnten auch Produkte mit regionaler Herkunftsgarantie sein, wie etwa der "Waldviertler Graumohn". Diese Möglichkeit eines geschützten Begriffes der regionalen Herkunft würde sich für viele Produkte des Waldviertels eignen, meint Sinabell. Vielleicht gibt es ja auch bald "Waldviertler Edäpfelknödel" mit regionaler Herkunftsgarantie.