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Das war ja nicht so gemeint

Von Christina Böck

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Mit der Ironie ist es ja so eine Sache. Es kann unter Umständen passieren, dass sie nicht verstanden wird. Was unangenehm ist, weil dann schon so mancher als, sagen wir einmal, Fan von Justin Bieber da gestanden ist, obwohl er sich nur besonders gewählt über den Teenagerpopper mit Hang zur Hamsterweglegung lustig machen wollte.

Es kann aber auch noch ein bisschen blöder ausgehen. Die Wirtschaftskammer etwa hat in einem Schreiben an ihre Mitglieder im Papier- und Spielwarenhandel nun einen Artikel aus einer Zeitschrift namens "Unternehmer" zitiert. Da wird endlich Klartext gesprochen: "Der weibliche Charme ist ein effektives Mittel, um bei Vertragsverhandlungen einen großen Nutzen zu ziehen. Damit können Frauen Stärke und Wärme kombinieren und Selbstbewusstsein, das als attraktives Flirtsignal empfangen wird, stellt einen wesentlichen Faktor fürs Berufsleben dar."

Endlich ist nun aufgeklärt, warum überall und vor allem im Papier- und Spielwarenhandel ausnahmslos Frauen an den Hebeln der Macht sitzen und Tonnen von Geld verdienen. Weil sie wieder mal die Männer, diese bedauernswerten Hascherln, mit ihrer "Wärme und Stärke", die sie auch noch vorgetäuscht (!) haben, übers Ohr gehauen haben. Das war jetzt übrigens Ironie. Hoffentlich ist es das auch von der Wirtschaftskammer aus.

Ähnliches ist übrigens auch bei der befremdlichen PR-Kampagne für das Theater in der Josefstadt zu hoffen, die Otto Schenk zeigt, der das Popscherl einer jungen Dame bearbeitet. Es ist auch von der Ironie oft nicht weit zum schlicht schlechten Geschmack.