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"Das war jetzt ziemlich klares Deutsch" oder: Die Legende ist zurück

Von Bernhard Baumgartner

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Der neue "Club | 2" hat Potenzial, aber der Weg zum Kult ist noch weit. | Wien. Das heimische Feuilleton ist seit Donnerstag in der Zwickmühle. Jahrelang hatte man mehr oder weniger unisono die Wiedereinführung des "Club 2" gefordert. Da kann man nun, wenn er dann endlich, endlich wieder da ist, wohl schwer herummeckern. Denn Dinge, die die vergangenen 13 Jahre unter dicken Küniglberger Staubschichten verbracht haben, sind, wenn man sie dann exhumiert, nicht immer ganz so frisch wie der junge Morgen. Die Erwartungshaltung war zudem extrem groß. Eine Legende wieder auferstehen zu lassen, ist immer ein Himmelfahrtskommando. Da ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns sehr hoch.


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Doch der neue "Club 2" hat diese Hürde gut gemeistert. Zwar wirkte der anfängliche Dialog zwischen Moderator Rudolf Nagiller und Sendungschef Lorenz Gallmetzer ein wenig gekünstelt, aber als die Diskussion dann anlieft und Marlene Streeruwitz rollenkonform Verlegerin Eva Dichand ordentlich die Meinung geigte, war es ein bisschen so wie früher.

Und das war so erfrischend, als hätte jemand nach mehr als einem Jahrzehnt das Fenster aufgerissen, um Frischluft reinzulassen. Es darf wieder gestritten werden im ORF! Kein Moderator bügelt sofort alles nieder, sobald sich die ersten Verwerfungen bilden. Es ist gut, wenn sich die Leute ins Wort fallen und sich ohnehin höflich verpackte Bosheiten über den Tisch reichen.

Da wird zudem vor 174.000 Zuschauern (19 Prozent Marktanteil) ungeniert über die Ungebührlichkeit der ORF-Gebühren schwadroniert - im ORF! - da wird Autorin Streeruwitz vom Moderator gefragt, ob sie eigentlich glaubt, dass sie irgendwer verstanden hat, und die schießt mit einem "Das war doch jetzt ganz klares Deutsch" zurück. So wollen wir das haben! Bitte mehr davon - und ja nicht zu viel Angst vor der eigenen Courage bekommen.

Sicherlich kann man über die Tauglichkeit des Themas "Die Meinungsfabriken - wer bestimmt, was wir denken?" diskutieren. Auch der eine oder andere Gast hätte in der Tat noch spritziger besetzt sein können. Aber der neue "Club 2" hat ein bisschen etwas vom Feeling von früher in die neue Zeit retten können. Es tut einfach gut, dass es ihn wieder gibt. Der Rest wird schon.