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Das wär’ fatal fürs Urinal

Von Christina Böck

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Wenn’s pressiert, ist es einem ja meist egal. Aber im Zweifelsfall ist ein Unterhaltungsprogramm bei der Notdurft schon von Vorteil. Dafür hat bis jetzt eine Institution bei der U-Station Karlsplatz gesorgt - die Vienna Opera Toilet, jenes öffentliche WC, das mit Johann-Strauß-Beschallung und Marchfelderhof-Aufmachung Touristen erfreut. Das gar nicht so stille Opern-Örtchen wurde mit Liebe zum Detail ausgestattet: Im Pissoir etwa sind nicht nur die Wände mit einer gut bestückten Bar verkleidet, es steht da auch ein wahrhaftiges Klavier. Wer das mit eigenen Augen sehen will, muss sich wohl beeilen. Denn die Stadt Wien hat nun den Pachtvertrag mit den Betreibern des Sanitär-Kuriosums gekündigt. Mit der Begründung, dass das Klassik-Klo nicht "in die WC-Strategie der Stadt" passe.

Man würde annehmen, dass Menschen, die von Beruf "WC-Strategen" sind, auch sonst reichlich Humor haben dürften. Da würde man sich doch wünschen, dass von langweiligen Funktionsüberlegungen einmal abgesehen wird. Warum nicht die Opera Toilet als Ausgangspunkt nehmen und in ganz Wien auf die verdauungsfördernde Wirkung von Musik setzen? Vorbilder finden sich auf der ganzen Welt: In Freiburg wartet auf volle Blasen ein Pissoir aus Tubas. Und im brasilianischen Sao Paulo gibt es ein Urinal in Gitarrenform, dessen Saiten man mit entsprechender Zielgenauigkeit auch "bespielen" kann. Wer lange übt, schafft vielleicht passend dazu das Lied aus dem Disney-Film "Frozen": "Let it go!"