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"Das war’s noch nicht", hatte der frühere Präsident des FC Bayern, Uli Hoeneß, seinen Fans im Mai 2014 - wenige Tag vor seinem Haftantritt - zugerufen. Seine Anhänger quittierten die Ansage damals jedenfalls mit Jubel. Dass 28 Millionen Euro einfach so flöten gegangen wären, spielte keine große Rolle. Man tat fast so, als hätte die bayrische Justiz, so wie in China oder früher in der Sowjetunion, einen Dissidenten verfolgt und eingesperrt. Dass Hoeneß sein Vergehen zugab und rund 43 Millionen Euro an den Fiskus zurückzahlte, wurde da gern überhört. Zum einen, weil man es nicht wahrhaben wollte ("Der Uli hat ja so viel für die Bayern getan") und zum anderen, weil man Steuerbetrug - und diese Einstellung dürfte weiter verbreitet sein, als man denkt - als lässliche Sünde betrachtete (und immer noch betrachtet). Nein, das war’s noch nicht!
Was nun bedeutet, dass Hoeneß nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis tatsächlich wieder als Präsident an die Bayern-Spitze zurückkehren könnte. Den Fans, die ihm vor der Haft zugejubelt haben und das am Montag auch wieder nach seiner Entlassung
taten, wird das gefallen. Und den Skeptikern werden sie erklären: "Seht her, der Uli wurde sogar frühzeitig entlassen, noch früher, als es üblich ist. Da kann das, was er getan hat, so schlimm nicht gewesen sein." Tja, was will man darauf antworten? So gesehen hätte die Justiz besser daran getan, für den Wurstfabrikanten keine Extrawürstel zu machen und ihn - so wie bei allen - erst nach Verbüßen von zwei Dritteln der Haftzeit nach Hause an den Tegernsee zu entlassen. Weil auch hier gilt: Das war’s noch nicht.