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"Das Werkl bewegt sich"

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Die Wettbewerbsfähigkeit hängt auch davon ab, wie weit Unternehmen Kosten in anderen Ländern für sich ausschöpfen können: Das geht aus dem "World Competitiveness Report 2004" des Lausanner Instituts für Management-Entwicklung hervor. Die USA etwa lassen die Hälfte ihrer Waren von US-Unternehmen im Ausland fertigen und importieren sie wieder.


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Branchen wie die Auto-, Elektro- und Elektronikindustrie würden zunehmend nach dem Vorbild der Maquiladoras organisiert, berichtet Christof Parnreiter vom der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. "Maquiladora" bezeichnet Parnreiter zu Folge eine reine Montageindustrie: Hauptsächlich importierte Vorprodukte werden zusammengesetzt, die Maquiladora-Industrie steuert die Arbeitskraft bei, die kostengünstiger als in den USA ist. Dem Fertigungsland entgeht Wertschöpfung - Parnreiter schätzt, dass die verbleibende Wertschöpfung etwa in Mexiko bei 15,5% liegt.

In China, Indien und Russland liegt der Stundenlohn unter 1 US-Dollar, in den meisten "Industrieländern" bei mehr als 20 Dollar. Deutschland zahlt 30 Dollar, geht aus dem Wettbewerbsreport hervor. "Man kann nicht auf die Kosten allein schauen", ist sich Hannes Leo vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) sicher.

"Die Herstellung von standardisierten Produkten, bei der nur auf Kostenvorteile geachtet wird, wandert ab bzw. geht schon seit Jahrzehnten weg. Da hat es auch keinen Sinn, bei uns Löhne zu kürzen", sagt Leo gegenüber der "Wiener Zeitung". Bereiche wie Forschung und Entwicklung bei einer höheren Qualifizierung der Mitarbeiter würden in Österreich bleiben. "Für einen Teil der Beschäftigten kann das natürlich sehr dramatisch sein, für Österreich ist es in Summe gesehen positiv", kommentiert Leo. Derzeit ist die Welt in Regionen geteilt, in denen standardisierte Waren billig produziert werden und in Länder, in denen sich Firmenzentralen und Forschungseinrichtungen befinden sowie qualifiziertes Personal arbeitet. Das heiße nicht, dass sich daran nichts ändern könne: "Das Werkl bleibt in Bewegung und Billiglohnländer entwickeln sich weiter." Auch in dem Report heißt es: "Unternehmen aus Asien, Mitteleuropa und Russland übernehmen sehr schnell Weltstandards in Management und Technologie." Zudem würden Unternehmen aus diesen Ländern den direkten Wettbewerb mit ihren eigenen Marken aufnehmen.

"Auf Forschung setzen"

In der internationalen Rangliste 2004 befindet sich Österreich auf Platz 13, Deutschland auf Rang 21, die USA auf Platz eins vor Singapur, Kanada und Australien. In der seit 1989 durchgeführten Studie werden 60 Länder und Regionen nach 323 Kriterien auf ihre Position im internationalen Wettbewerb untersucht. Österreich solle "eine umfassende Strategie für die Anforderungen einer alternden Gesellschaft entwickeln", rät das Lausanner Institut. Außerdem sollen Forschung und Entwicklung, Innovationen und lebenslanges Lernen als "nationale Prioritäten gelten" .