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Das Wetter wird’s entscheiden

Von Christian Rösner

Politik

Wie das rot-blaue Duell in einer Woche ausgehen wird, hängt mittlerweile von Kleinigkeiten wie dem Wetter ab.


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Wien. Eine Woche vor der Wien-Wahl bestätigt eine aktuelle Umfrage das Kopf-an-Kopf-Rennen von SPÖ und FPÖ: Würde jetzt gewählt werden, dann würde die FPÖ mit 35 Prozent nur zwei Prozentpunkte hinter der SPÖ mit 37 Prozent liegen.

"Eine hohe Wahlbeteiligung würde aber der SPÖ tendenziell helfen, mehr Stimmen zu bekommen", erklärt Joe Kalina, Chef der Agentur Unique Research, die die aktuelle Umfrage durchgeführt hat. Und die Wahlbeteiligung wiederum ist abhängig von der allgemeinen Stimmung am Sonntag - "Wie ist das Wetter, gehe ich raus? Wie ist die Meinungslage, was bestimmt die Diskussion die Tage vor der Wahl? Das ist eine rein emotionale Frage", sagt Kalina zur "Wiener Zeitung".

"Tendenz, dass die Wähler mit den Siegern gehen"

Generell seien die Werte zwischen SPÖ und FPÖ aber signifikant zusammengegangen. Für die Grünen bleiben laut Umfrage nur 12 Prozent, für die ÖVP nur 9 Prozent. Die Neos kommen auf 6 Prozent. "Und es ist die erste Umfrage, die nach Oberösterreich gemacht wurde", betont Kalina. Eine Woche davor sei die SPÖ bei 1000 befragten Personen noch bei 38 Prozent gelegen und die FPÖ bei 34 Prozent. "Es zeigt sich also, dass schon eine gewisse Tendenz, dass die Wähler hier mit den Siegern gehen. Wenn man die Schwankungsbreiten der Umfrage berücksichtigt, erwarten wir ein Kopf an Kopf Rennen", sagt der Experte.

Und dabei gehe es nicht mehr nur um die sogenannten Battle Grounds in den Flächenbezirken, "das ist in Wahrheit ganz Wien", meint Kalina. Das volle Potenzial könne die SPÖ wie bereits erwähnt nur dann ausschöpfen, wenn es eine hohe Wahlbeteiligung gibt. Denn: "Wenn sich Unentschlossene dazu entscheiden, wählen zu gehen, dann ist die statistische Wahrscheinlichkeit höher, dass sie SPÖ wählen und weniger die FPÖ."

Und was ist die persönliche Meinung des Spin Doctors? "Ich persönlich glaube, dass die Beteiligung steigen wird. Wir erwarten den Umfragen zufolge eine Wahlbeteiligung von mehr als 70 Prozent", meint der ehemalige SPÖ-Politiker. Knapp könnte es trotzdem werden. Da hilft es auch nichts, dass laut der aktuellen Umfrage bei einer Direktwahl des Bürgermeisters Michael Häupl klar die Nase vorne hätte. Denn das war in Oberösterreich mit Landeshauptmann Josef Pühringer genau so.

Dazu kommt noch, dass in Wien die FPÖ bereits die zweitstärkste Fraktion in der Stadt ist. Und das Flüchtlingsthema, das den Freiheitlichen heuer schon dreimal zu überraschend hohen Zugewinnen verhalf, wird in Wien auch eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Allerdings hat sich der Wiener Bürgermeister in dieser Frage viel deutlicher von der FPÖ abgegrenzt als Pühringer in Oberösterreich. Nicht zuletzt, weil Pühringer im Gegensatz zu Häupl eine Koalition mit der FPÖ nicht vollkommen ausschließt.

Wechselspiel aus Sonne und Wolken

Demnach könnte es diesen Vorzeichen zufolge für die FPÖ in Wien nur einen potenziellen Koalitionspartner geben, nämlich die ÖVP - weil sie die einzige Partei ist, die nichts gegen eine Zusammenarbeit mit der FPÖ hätte. Allerdings zeichnet sich in den Umfragen bisher keine eine schwarz-blaue Mehrheit ab. Und was die rote Abneigung gegen Blau betrifft, so gilt das angeblich nicht für die gesamte SPÖ.

Die Wettervorhersage für den Wahltag verspricht für Wien auf jeden Fall "ein Wechselspiel aus Sonne und Wolken. Die Schauerneigung ist gering. Tageshöchstwerte bis 17 Grad." Aber wie das auch in der Politik so ist, kann sich die Wetterlage innerhalb einer Woche auch schnell wieder ändern.