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Das Wetter zum Frühstück

Von Andreas Rauschal

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Auf Frühstücksfernsehen, wie etwa Puls4 es als leichte Morgenkost serviert, wird im ORF zugunsten zweier Dinge verzichtet: Wenn nicht gerade die Kinderleiste zum Singen und Tanzen lädt, um etwaigen Ansätzen frühmorgendlicher Depression psychoprophylaktisch den Garaus zu machen, regieren täglich in aller Herrgottsfrüh gemächliche Kamerafahrten durch die heimische Gegend. Im "Wetter-Panorama" geht es um einen Blick auf die klimatische Stimmungslage von St. Anton am Arlberg ebenso wie um die Unterstützung des örtlichen Tourismusreferenten mittels der ins rechte Licht gerückten Landschaft und ihrer massenmedialen Vermittlung an den niedersächsischen Rentner.

Das geht nicht immer gut. Hinter dichtem Nebelgrau bleibt etwa von Hintertux nur die Vorstellung von einem Ort, an dem man sich gerade nicht aufhalten will. Und überhaupt siegt bald die Gewissheit, dass Sessel- und Schlepplifte für die IG Wintersport zwar praktisch sein mögen, dem Landschaftsidyll aber einen hässlichen Anstrich verleihen. Wo die Stubn- und Tanzlmusi seit mindestens immer ihre andächtigen Volksweisen spielt, mischt ORFIII zeitgleich die Note des Kulturfernsehens ins Format: Nicht nur blickt man nach Brügge, De Haan oder Breda. Auch klingt die orchestrale Musikumrahmung in Moll, als wäre gerade das Staatsoberhaupt verblichen.

Das ist zum Aufstehen zwar schlecht - interpretiert als kritische Intervention gegen eingefahrene Muster aber durchaus willkommen.