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Die Kornpreise sind niedrig, das Land reich an Pferden. Die Bewohner sind gut bewaffnet mit Panzern, Helmen und Schwertern, berichtet ibn Yakub vor 1100 Jahren seinem Kalifen.
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Seine Reisen führten den Gesandten des Kalifen von Córdoba in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts unter anderem in den Ostseeraum, in die Gegend des heutigen Mecklenburg-Vorpommern, die damals noch von Slawen besiedelt war.
In der wasserreichen Landschaft - einem Überbleibsel der Eiszeitgletscher - befindet sich ein See, ungefähr so groß wie Atter- und Mondsee zusammen. Seinen Namen hat er, ebenso wie das Städtchen an seinem Südzipfel, von diesen frühen Siedlern: Suarin - was soviel bedeutet wie "wildes Tier". Aus Suarin wurde im Lauf der Jahrhunderte Schwerin, die Landeshauptstadt des deutschen Bundeslandes an der Ostsee.
Wilde Tiere und Schwerin gehören tatsächlich irgendwie zusammen: So wurde der Schweriner See zum europäischen Vogelschutzgebiet erklärt, weil sich da in aller Artenvielfalt auch die selteneren See- und Fischadler befinden. Über und unter Wasser tummeln sich Fledermäuse, Mehlschwalben, Fischotter, Aale, Barsche, Hechte.. . Der freche Fischotter wagt sich sogar bis an die Grenzen der Schweriner Innenstadt heran.
Auch der Zoo der Stadt bietet allerlei Wildes: Den Bärenwald, das Löwenland oder den Tigerberg. In großzügigen Naturgehegen werden unter anderem sibirische Tiger gezüchtet. In der Afrikasavanne leben Erdmännchen, Giraffen, Hyänenhunde, Strauße und Zebras einträchtig zusammen, ebenso Giraffen, Zebras und Schleichkatzen - fast wie im richtigen Leben.
Innerhalb der Stadtgrenzen von Schwerin befinden sich nicht nur fünf weitere Seen, sondern auch Feldhecken, Röhrichte, Sümpfe, Moore, Quellen, Feuchtwiesen, Magerrasen, Feldgehölze und naturnahe Waldgebiete, die streng geschützt sind. Wer etwa eine Mehlschwalbe fängt, kann mit einem Bußgeld bis zu 50.000 Euro rechnen.
Damit die Flora nicht zu kurz kommt, hat vorgestern die Bundesgartenschau 2009 hier ihre Pforten geöffnet. Im Mittelpunkt der bis zum Oktober dauernden Exposition steht die historische Entwicklung der Gartenbaukunst vom 18. Jahrhundert bis heute. Alle Ausstellungsareale liegen am Wasser, auch die Gärten rund um das Wahrzeichen der Stadt, das Schweriner Schloss.
Das ringförmig gebaute Schloss liegt auf einer Insel im Schweriner See und geht auf die Wallanlage einer slawischen Burg zurück, die dort vor rund elfhundert Jahren entstanden ist. Doch seine äußere Gestalt, die einem Märchenschloss mit seinen Zinnen, Türmchen und Erkern ähnelt, erhielt es in der Mitte des 19. Jahrhunderts. An diesem Umbau war der auch in Wien nicht unbekannte Gottfried Semper beteiligt. Als Vorbilder dienten die Renaissanceschlösser an der Loire, allen voran Chambord mit seiner reich ziselierten Dachlandschaft.
In dem Prachtbau des romantischen Historismus, in dem bis 1918 die mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge residierten, sitzt heute der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Zudem beherbergt das Schloss ein Museum und ein Schlossgespenst, das Petermännchen, einen zu allerlei Schabernack geneigten Kobold.
So adelte Richard von Weizsäcker das Schweriner Schloss als "den schönsten Landtagssitz Deutschlands". Und der Adac-Verlag reiht es sogar unter die 200 berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Welt.
Obwohl Schwerin die kleinste Landeshauptstadt der Bundesrepublik und selbst im eigenen Land nach Rostock nur zweitgrößte Stadt ist, ist es doch reich an landschaftlichen und baulichen Reizen. Schauen Sie einmal in ihr Geldbörsel, vielleicht finden Sie ja das Schweriner Schloss auf einer Zwei-Euro-Münze...
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