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"Das wird ein Fest für die Anwälte"

Von Karl Leban

Wirtschaft

IVA-Rasinger spricht von "Sparangebot" und verlangt eine Nachbesserung. | Investor Staller: "Es gibt sicher ein Gerichtsverfahren." | Aufkauf des 3,65-prozentigen Streubesitzes macht 950 Mio. Euro aus. | Wien. Ein zeit- und geldaufwändiger Konflikt steht der italienischen Großbank UniCredit ins Haus. Die noch verbliebenen Streubesitzaktionäre der UniCredit-Tochter Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) proben nämlich den Aufstand. Ihnen ist das am Montag vorgelegte Abfindungsoffert von 129,40 Euro je Aktie zu dürftig.


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Die UniCredit will unter ihrem Boss Alessandro Profumo in der BA-CA künftig den vollen Durchgriff haben. Darum wird der Streubesitz ausgekauft und die BA-CA vom Kurszettel der Wiener Börse gestrichen.

Das jetzige Angebot - es liegt um 22,5 Prozent über dem Durchschnittskurs der vergangenen zwölf Monate (105,60 Euro), aber um acht Prozent unter dem Börsenkurs vom letzten Freitag (140,90 Euro) - gilt für 3,65 Prozent des Stammkapitals. Das entspricht rund 7,4 Millionen Bank-Austria-Aktien, die vor allem von größeren Fonds, aber auch Kleinanlegern noch gehalten werden. Auf Basis des aktuellen Abfindungspreises ist die UniCredit bereit, eine Gesamtsumme von rund 950 Mio. Euro für den Kauf der restlichen BA-CA-Aktien in die Hand zu nehmen.

Ermittelt wurde der Preis, der die gesamte Bank Austria mit knapp mehr als 26 Mrd. Euro bewertet, über ein Gutachten des Wiener Wirtschaftsprüfers "Deloitte Valuation Services". Laut BA-CA soll die Angemessenheit der Barabfindung bis Ende der Woche vom Gericht beeidet sein. Am 3. Mai wird der Ausschluss der Gesellschafter von der Hauptversammlung der Bank Austria besiegelt werden.

An der Börse gab die BA-CA-Aktie gestern, Montag, im Verlauf knapp vier Prozent auf 135,50 Euro nach.

Polygon ist zum Kampf

bereit: Wollen 171 Euro

Dass die Streubesitzaktionäre die UniCredit mit ihrem Offert abblitzen lassen werden, ist schon jetzt so gut wie fix. Im Vorfeld hat der britische Hedge-Fonds Polygon lauthals zumindest 171 Euro pro Aktie verlangt. Er hält das vorliegende Angebot für unzureichend und pocht auf eine Nachbesserung. Die selben Töne sind auch aus dem Umfeld des skandinavischen Fonds Skagen zu hören.

Der Wiener Kleinanlegerschützer Wilhelm Rasinger zeigt sich im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" enttäuscht: "Das ist ein Sparangebot. Die UniCredit hat sich nicht sehr angestrengt und legt es darauf an, dass es zu langwierigen Auseinandersetzungen kommt."

Auch für Rupert-Heinrich Staller - er hat als Privatinvestor und Aktionärsrebell bei früheren Squeeze-outs (Herausdrängen der Streubesitzaktionäre) Nachbesserungen erreicht - ist bereits absehbar: "Ein gerichtliches Überprüfungsverfahren (der Barabfindung, Anm.) gibt es mit Garantie."

Ein solches würde mindestens drei Jahre dauern, meint Staller. "Das wird ein Fest für Anwälte - je mehr Anwälte, desto teurer das Verfahren." Nach dem neu en Gesellschafterausschlussgesetz können die Streubesitzaktionäre eines börseno tierten Unternehmens gegen eine aus ihrer Sicht zu nied rige Abfindung rechtlich vorgehen, indem sie auf Antrag vom zuständigen Handelsgericht die Angemessenheit des Preises überprüfen lassen. Dabei muss erneut ein Gutachten erstellt werden - im Regelfall kann sich das ziemlich in die Länge ziehen. Die Kosten für das Verfahren - egal, wie es ausgeht - hätte die UniCredit zu tragen.

BA-CA-Mutter drohen hohe Verfahrenskosten

"Das wird mit Sicherheit das teuerste Gutachten, das es je in Österreich gegeben hat," sagt Staller zur "Wiener Zeitung". Er rechnet mit einem "satt siebenstelligen Euro-Betrag."

Rasinger, Chef des Interessenverbands für Anleger (IVA), appelliert an die UniCredit, eine faire Lösung für die Kleinanleger zu finden (nach dem Vorbild des Börsen-Rückzugs der Generali Vienna). Fair wären für ihn 140 bis 150 Euro je BA-CA-Aktie.

Rasinger legt dabei das Umtauschverhältnis von 20 zu eins, das die UniCredit den Bank-Austria-Aktionären seinerzeit für den Eintausch in UniCredit-Aktien geboten hatte, zu Grunde und multipliziert den Börsekurs der UniCredit, die derzeit bei gut sieben Euro notiert, mit dem Faktor 20.