Ausländische Medien heben die positiven Eckdaten Österreichs hervor. Auch in den heimischen Medien wären mehr "Grautöne" nötig.
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In den letzten Wochen brachten gleich mehrere ausländische Magazine ausführliche Berichte über Österreich. Die deutsche "Wirtschaftswoche" titelte "Warum Österreich die Idylle der Euro-Zone ist" und das US-amerikanische Magazin "Foreign Policy" sprach vom einem "Austrian Miracle". Beide Berichte betonten die gute wirtschaftliche Lage in Österreich und konstatierten, dass wir besser durch die Krise kommen als andere Staaten.
Zentraler Pluspunkt unserer Alpenrepublik ist dabei die niedrige Arbeitslosenquote, gut gebildete Arbeitskräfte, ein exzellentes Gesundheitssystem, hohe Haushaltseinkommen und stabiler privater Konsum. In beiden Artikeln wird als besonders positiv die Sozialpartnerschaft inklusive niedriger Streikquote beschrieben - gerade die Sozialpartnerschaft, die gerne in den Blütejahren des Neoliberalismus als veraltet, unflexibel und nicht zeitgemäß gebrandmarkt wurde.
Offenbar greift dieser Trend zur positiven Berichterstattung auf Österreich über, denn auch der "Falter" titelte "Schlaraffenland Österreich" (46/12). Eine Antwort, warum sich die (negative) inländische Berichterstattung so von der (positiven) ausländischen Berichterstattung unterscheidet, lieferte der "Falter" gleich mit. Dies habe mit dem Selbstverständnis der Medien zu tun, sei doch das wichtigste Motiv von österreichischen Politikjournalisten, Kritik an Missständen zu üben, erläuterte der Journalismusforscher Fritz Hausjell. Er konstatierte auch, dass erstens den österreichischen Medien der Blick über den Tellerrand fehle und zweitens es in Österreich eine "fast genetisch verwurzelte Opposition" zum Staat und zu Parteien gebe, was die Angst hervorrufe, durch positive Berichte als parteiisch zu gelten. Hausjell endet mit der Forderung: "Es täte dem Journalismus gut, etwas deutlicher in Grautönen zu zeichnen und nicht nur schwarz-weiß zu malen."
Nun möchte ich nicht in Verdacht geraten, mich nach einer Haus- und Hofberichterstattung zu sehnen. Ganz im Gegenteil: Kritischer Qualitätsjournalismus ist ein wesentlicher Bestandteil der Demokratie und somit unverhandelbar. Ich möchte aber nicht verhehlen, dass auch ich mir zuweilen etwas mehr "Grautöne" wünsche. Dazu ein konkretes Beispiel: Österreich hat nicht nur bisher gute Arbeit geleistet, sondern setzt diese auch fort.
Mitte November wurde im Nationalrat das Budget 2013 fixiert. Dieses wurde nach den Grundsätzen sinnvolles Sparen und Investieren erstellt, auch der Konsolidierungspfad wird fortgesetzt. Mehr als sechs Milliarden Euro werden bis 2016 zusätzlich in Wachstum und Beschäftigung investiert. Besondere Berücksichtigung finden hierbei Bildung, Universitäten, Forschung und Entwicklung, Wirtschaftsstandort und Infrastruktur. Hinzu kommen bis 2016 insgesamt zwei Milliarden Euro aus vermögens- und finanzmarktbezogenen Steuern, die für mehr Gerechtigkeit sorgen. Eigentlich auch eine Erfolgsgeschichte, oder?