Ein hoch unterschätztes Unternehmensinstrument und ein Plädoyer für kulturelle/ästhetische Bildung.
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Der Jahreswechsel steht unmittelbar bevor - Zeit also zur Reflexion, für neue Vorhaben und Ziele. Alle Jahre wieder kommen in diesen Tagen Anfragen, ob ich Sponsoren für dieses oder jenes Projekt weiß. Und alle Jahre wieder muss ich die Anfragenden aufklären, dass Sponsoring in seinen Wirkungsmöglichkeiten ein hoch unterschätztes und sehr komplexes Unternehmensinstrument ist, bei dem es auch, aber nicht nur um Geld geht. Und weil es so unterschiedlich angewendet wird, ist ein sehr behutsamer und bedachter Weg gerade im Bereich der Zusammenarbeit von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft zu empfehlen.
Dabei sei auch angemerkt, das Sponsoring die Rolle des Staates gerade in diesen Bereichen nicht ersetzen kann; aber Sponsoring-Know-how vorausgesetzt, kann es begleitend wertvolle Beiträge leisten. Wer dabei die Rezepte des Sport-Sponsorings zu kopieren versucht, darf sich über die Ergebnisse nicht wundern. Dem Sport ist es gelungen, in der Öffentlichkeit eine beachtete Rolle zu spielen - das ist natürlich auch attraktiv für die Sponsoren. Doch bei all der Sympathie für den Sport: Sollten wir nicht der Kunst, Kultur und Wissenschaft viel mehr Raum in der öffentlichen Berichterstattung bieten? Ist die Weiterentwicklung und Stärkung unserer Gesellschaft nicht viel mehr als ein Geschäftsmodell? Stichwort Zukunftsfähigkeit - hier kann die Zusammenarbeit von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft wichtige Impulse und wesentliche Beiträge leisten.
Sponsoring von Kunst, Kultur und Wissenschaft bietet die Möglichkeiten der kulturellen und ästhetischen Bildung durchaus auch im geschäftlichen und unternehmerischen Interesse. Parallel dazu wird die Bedeutung der Kunst und der Wissenschaft mit all ihren typischen Aspekten gehoben. Es geht dabei nicht um Kommerzialisierung, sondern um Professionalisierung, nicht um das Populäre, sondern um die wichtigen Themen unserer Zeit, um unsere Kultur und unsere Umwelt mit all ihren angenehmen und unangenehmen Seiten. Wie etwa entwickeln wir unsere Gesellschaft in die Zukunft? Kunst, Kultur und Wissenschaft spielen dabei eine entscheidende Rolle, vorausgesetzt sie werden beachtet.
Wer könnte etwa die spannenden Fragen nach den Entwicklungen und Grenzen einer digitalisierten Welt von Mensch und Maschine treffender formulieren und veranschaulichen als die Kunst und die Wissenschaft? Wo finden sich heute Räume der persönlichen Begegnung und der Diskussion? Die Kooperation von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft kann also zur kulturellen/
ästhetischen Bildung motivieren.
Schlüsselkompetenz des Menschseins
Sponsoring als konstruktiver Antrieb für Weiterentwicklung und Veränderung - Leadership, Aktivität, Offenheit, gegenseitiger Respekt und Reflexion sind wesentliche Voraussetzungen dafür. Auch in der Verantwortung jüngeren Generationen gegenüber gilt es kulturelle/ästhetische Bildung als wesentliche Schlüsselkompetenz des Menschseins zu vermitteln. Kulturell/ästhetisch gebildete und in ihrem Sein wertgeschätzte Menschen haben eine andere Bewusstheit sich selbst, ihrem Umfeld und der Umwelt gegenüber. Die sinnlichen Erfahrungen stärken die Persönlichkeitsentwicklung und das eigene Entfaltungspotenzial.
Es ist die Vielfalt, die unser Sein und unsere Umwelt so bereichert. Vielfalt auch Meinungsvielfalt zu leben und zu ertragen, setzt Bildung voraus. Kulturelle/
ästhetische Bildung und Erfahrung stärken den Menschen dabei, sich zu entfalten und die Vielfalt als einen wesentlichen Wert zu entdecken und zu erleben. Gerade in einer immer stärker digitalisierten Welt ist kulturelle/ästhetische Bildung und Erfahrung eine wichtige Kompetenz - oder wollen wir sie großen Teilen unserer Gesellschaft vorenthalten?
Persönliche Begegnungen, Meinungsaustausch und gemeinsames Erleben, aber auch das friedvolle Bewältigen von Konflikten über das "Laboratorium Kunst" können hier Wesentliches beitragen, unsere Welt und Umwelt zu bereichern und unsere Gesellschaft in ihrer Vielfalt zu stärken. Die sinnstiftende Zusammenarbeit von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft kann hier eine wesentliche Rolle spielen. Es gilt diesen Aktivitäten aber auch den beachteten Raum in der breiten Öffentlichkeit zu geben - durchaus im eigenen Interesse.