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Das Zauberwort heißt "Vernetzung"

Von Beatrix Neiss

Wirtschaft

Vom 15. bis 17. September findet in der Wiener Stadthalle die "Gründermesse" statt, die dem Schwerpunkt Franchising gewidmet ist. Eine zentrale Stellung kommt dabei dem Gründerservice im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, einer kostenlosen Beratungsstelle für potentielle FirmengründerInnen, zu. Zusammen mit den Beratungsstellen der Kammern und dem gut funktionierenden Expertenpool sieht sich das Gründungsservice als zukünftige "Gründerplattform" für die Kunden, erklärte der Leiter der Stelle, Stefan Buchinger, gegenüber der "Wiener Zeitung".


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Die Gründermesse soll den Auftakt zu den nunmehr gemeinsam stattfindenden öffentlichen Auftritten der österreichischen Servicestellen darstellen. Dies könnte auch als "Leistungsschau" in der "Beratungslandschaft öffentlicher Institutionen" verstanden werden. Um die Unübersichtlichkeit dieser Landschaft zu redzuzieren, plädiert Stefan Buchinger für die "Reduktion der Vielzahl an Anlaufstellen". Diese hat als Ziel das sogenannte One-Stop-Shop-Verfahren, also die verschiedensten Fragen von einer Person oder Stelle beantwortet zu bekommen. Dies müsse nicht immer mit "bürokratischen Mitteln" geschehen, meint der der gelernte Wirtschaftswissenschafter im Gespräch.

Gründungsgeschichte

Bis zum Jahr 1997 war "das Thema Unternehmensgründung ein weißer Fleck im Hause." Als Ökonom kam Stefan Buchinger in die wirtschaftspolitische Sektion und war dann in den Kabinetten Dietz und Farnleitner tätig. Unter Farnleitner wurde Buchinger mit der Aufgabe betraut, eine Service-Einrichtung ins Leben zu rufen, welche "die Dienstorientiertheit des Hauses vermitteln sollte". Die Aufgabenstellung umfasste die Gründung einer "zentralen Informations- und Vermittlungsstelle", ein sogenanntes Logistikzentrum unter Verwendung der "Ressourcen des Hauses." In der Folge musste auch ein Expertennetz geknüpft werden.

Gründungsservice-Chef Buchinger beschreibt seine Stelle folgendermaßen:

"Als zentrale Servicestelle für alle Personen, die sich selbständig machen wollen, ist die Stammaufgabe die Vermittlung und Beratung in gewerberechtlichen Angelegenheiten, die Skizzierung eines sogenannten Gründungsvorganges, und die Information über kostenlose Erstberatungen bzw. Tarifreduktionen der freien Berufe, wie Notariatskammer, Rechtsanwaltskammer, die Leistung der Patentanwälte, Ingenieurkonsulenten in Betriebsfragen und dergleichen."

Die Erstberatungen sind laut Buchinger kostenlos und werden bereits "sehr gut genützt". Das Problem sei aber das mangelnde Wissen, wie und wo man zu den Informationen kommt. Dabei soll die bestehende Internet-Seite bzw die Home-Page helfen.

Als Konkurrent zu den anderen Einrichtungen will sich Stefan Buchinger nicht sehen, vielmehr versteht er seine Servicestelle als "zentrale Anlaufstelle", damit bei Fachfragen "der bestehende Expertenpool auch unbürokratisch und rasch" geöffnet werden kann.

26.000 Neugründungen

Laut Buchinger gab es 1999 insgesamt rund 26.000 Neugründungen. Der Kreditschutzverband (KSV) errechnete ein Ergebnis für 2000 von ungefähr 28.000. Für weitere Daten empfiehlt Buchinger die Studie von Herta Wanzenböck (Mitarbeiterin am Institut für Klein- und Mittelbetriebe, Wirtschaftsuniversität Wien).

Die statistischen Werte im internationalen Vergleich sind für das Gründerservice nicht direkt anwendbar. Buchinger erklärt die Problematik daraus, dass es "keine einheitliche Definition für Unternehmensgründung" gibt. Österreich hat weiters nicht den Anspruch, "mediterrane Quoten", also Zahlen wie "in Griechenland, Spanien, Italien oder Portugal" zu erreichen. Die Studie spricht laut Buchinger von einem zusätzlichen Faktor der "Überlebensquote". Hier lägen österreichische Firmengründungen sehr gut. "Ungefähr 70 Prozent der gegründeten Unternehmen bestehen nach fünf Jahren weiter und das ist im europäischen Vergleich unerreicht".

Einen interessanten weiteren Faktor führt Buchinger selbst ein: "Es gibt einen Zusammenhang zwischen Wohlstandsniveau und Selbständigenquote". Demnach ergibt sich folgende Korrelation: "Je höher das Wohlstandsniveau, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in einem Land ist, desto geringer ist die Selbständigenquote".

Bildungsarbeit

Für die Zukunft wünscht sich Buchinger eine "unternehmerfreundlichere" Berichterstattung. Bewusstseinsbildung für die Tätigkeit des Unternehmers beginnt nicht erst bei der Umsetzung der Geschäftsidee, so Buchinger, sondern fängt in der Familie an. "Das Jammern hat in Österreich Tradition", womit die Frage nach dem potentiellen Unternehmertyp mit dem Hinweis darauf beantwortet wird, dass sich "die Arbeitsformen insgesamt verändern. Auch die Unselbständigen sollten wie Selbständige agieren. Sich quasi selbst als die wichtigste Ressource begreifen."

Förderinstrumente, Trends

Wesentlich für Neugründungen ist die "unternehmergeneigte" Stimmung der Rahmenbedingungen, wie der Gründungsservice-Chef mit Nachdruck betont. Darüberhinaus ist Buchinger davon überzeugt, dass die Terminologie "venture-capital", also "Risikokapital", in den positiveren Begriff "Chancenkapital" umgewandelt werden sollte.

Für ihn ist das Instrument der "Eigenkapitalgarantie" als "zukunftsweisendes Instrument" zu sehen, weg von den "Zinszuschüssen hin zu den Haftungsübernahmen."

In Hinblick auf die "Liberalisierung der Gewerbeordnung" hat es, laut Buchinger, in den letzten Jahren immer wieder "Nachjustierungen und Verbesserungen im Regulierungs- und Unterstützungssystem gegeben". Dies sollte sich in den nächsten Monaten, nach den Wünschen des Gründungsservice-Chefs, noch deutlicher für die Kunden konkretisieren. Damit die Kunden effizient starten können, setzt Stefan Buchinger verstärkt auf die Vernetzung der öffentlichen Service-Einrichtungen als "gebündelte Kompetenz" ohne "Monopolisierung des Wissens". Sein Zauberwort heißt "Vernetzung".

Kontaktadresse: e-mail: start@bmwa.gv.at, Homepage: http://www.bmwa.gv.at