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Das Ziel ist die Gruppe

Von Andreas Rauschal

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Wie im Internet Tags für geordnete Schubladen sorgen und in der Werbung klar gezeichnete Marken ein noch definierteres Publikum finden, herrscht längst auch im Fernsehen Zielgruppenbedienung. "Alles für jeden", das war öffentlich-rechtlich und Nachkriegszeit, ehe es über die gemeine Special-Interest-Sendung und den Spartenkanal hin zum wortwörtlichen YouTube auf TV-Basis ging: "Nimm dir, was du willst" wurde das neue "Schau, was du bekommst". Das hat den entscheidenden Vorteil, dass wir uns nicht länger mit Geschehnissen aufhalten müssen, die unser Weltbild erschüttern oder sonst wie aufs Gemüt schlagen könnten, weil etwa die Finanzkrise - "zapp!" - auf Knopfdruck gegen die Wohlfühloase
im vietnamesischen Hinterland ausgetauscht ist. Und auch die Erschwernis für Machtorgane, ihre Botschaft per Belangsendung an das (TV-)Volk zu bringen, ist als Trostpflaster für etwaige Verblödung durch Ignoranz durchaus ins Feld zu führen.

Während sich die Schmähbrüder mit Comedy Central also zu Tode amüsieren, für Reinigungskräfte Curling auf Eurosport oder für Schuhfetischisten das Wetter mit Christa Kummer erfunden wurde, wäre Zielgruppenenträtselung den umgekehrten Blick wert. "National Inkasso - und Ihre Kunden zahlen!", als Werbespot auf n-tv vor den Börsen-News ausgestrahlt, ist ebenso bezeichnend wie der aktuelle Themenschwerpunkt im ganz und gar jugendfreien ORF-Magazin "heute leben": "Sterben & erben" - ein letzter Servicetipp.