Zu schade für die Müllhalde: Aus Abfall kann viel Nützliches entstehen.
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Wien. Schon mal auf einer Rolltreppe gesessen? - Es ist überraschend bequem. Wer’s nicht glaubt, sollte in der Schleifmühlgasse 6 im 4. Wiener Bezirk vorbeischauen. Im Schauraum des sozio-ökonomischen Betriebs Gabarage gibt es neben Möbeln aus ausrangierten Rolltreppensegmenten bunte Taschen aus alten Lkw-Planen, Lampen aus nicht mehr gebrauchten Büchern, Kegelvasen aus Bowlingpins, Übertöpfe aus Fußbällen und jede Menge andere praktische und originelle Dinge, die eines gemeinsam haben: Sie wurden schon einmal gebraucht und bekamen die Chance auf ein zweites Leben.
Ob Gebrauchsgegenstände oder ungewöhnliche Dekorationsobjekte: Aus scheinbar wertlosem Abfall, Resten, Ausschuss- oder Verpackungsmaterial können mit etwas Fantasie wieder neue, wertvolle Produkte entstehen. Der Fachausdruck dafür lautet "Upcycling". Der Unterschied zum Recycling liegt eben darin, dass aus dem Ausgangsmaterial wieder ein hochwertiges oder höherwertiges Endprodukt geschaffen wird, und das mit relativ geringem Energieeinsatz. Das trägt zu einem längeren Lebenszyklus der Produkte bei und hilft so ein bisschen mit, Abfall zu reduzieren.
Mit Upcycling-Objekten kann man auch Geld verdienen. Gabarage - ein Kunstwort aus "Garage" und "garbage" (englisch für Müll) - hat im vergangenen Jahr rund 220.000 Euro mit dem Verkauf seiner Produkte umgesetzt. "Davon kamen ein Drittel über den Einzelverkauf in unserem Shop und zwei Drittel über das B-2-B-Segment, also über Geschäftskunden, für die wir zum Beispiel spezielle Give-aways designen und produzieren", sagt Marketingleiter Daniel Strobel. Was bei Gabarage noch dazukommt: Die Designmanufaktur beschäftigt (ehemals) Suchtkranke und bereitet sie auf den Wiedereinstieg ins Berufsleben vor.
"Rohstofflieferanten" gibt es viele. Strobel zählt auf: "Die Wiener Verkehrsbetriebe, die Feuerwehr, Fußballvereine, Speditionen, Museen. Und natürlich Geschäftskunden, deren Material wir weiterverarbeiten." Die Ideen kommen von einem internen Kreativ-Team, das von professionellen Designern unterstützt wird.
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt
Man muss aber kein Profi-Designer sein, um Upcycling zu betreiben. "Jeder kann aus Müll nützliche Dinge herstellen", sagt Magdalena Akantisz. Als Studentin gründete sie gemeinsam mit ihrer Freundin Lisa Schultz - beide sind heute Grafikdesignerinnen -, den Blog we upcycle, auf dem täglich neue kreative Ideen vorgestellt werden.
"Wir haben das Projekt We upcycle - 30 Tage, 30 Dinge vor zwei Jahren gestartet, um auf unsere Diplomarbeit zum Thema Upcycling aufmerksam zu machen", erzählt Akantisz. Am Tag eins präsentierten die Studentinnen eine praktische Zeichenrolle zum Umhängen, die sie aus zwei Plastikflaschen gefertigt hatten, gefolgt von einer Lampe aus Toffifee-Verpackungen.
Nach 30 Tagen hätte eigentlich Schluss sein sollen, doch das Upcycling-Fieber griff so schnell um sich, dass der Blog verlängert und um Gastbeiträge erweitert wurde. Das Projekt wird fortgesetzt, solange es Einsendungen gibt.
"Müll von gestern ist Design von morgen"
Noch bis Ende Juni läuft ein von der Umweltschutzorganisation Global 2000 initiierter Upcycling-Wettbewerb, der unter dem Motto "Müll von gestern ist Design von morgen" steht. So geht’s: Wer es schafft, etwas Altes, Ausrangiertes, nicht mehr Gebrauchtes wieder zum Leben zu erwecken, macht ein Foto davon und lädt es hoch. Ein Online-Voting ermittelt die Gewinner, auf sie warten Festivaltickets und Kinokarten.
We upcycle-x-NEWLINE-x-www.weupcycle.com
Upcycling-Wettbewerb-x-NEWLINE-x-www.kreativisten.at