Zum Hauptinhalt springen

"Dass alles in Ordnung ist, kann ich nicht sagen"

Von Karl Leban

Wirtschaft

Notenbanker Ittner sieht bei Österreichs Banken trotz Rückkehr zur Normalität mehrere Baustellen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Seit 2008 haben die heimischen Banken ihre Eigenkapitaldecke um insgesamt rund 18 Milliarden Euro aufgepolstert. Zuletzt lag die harte Kernkapitalquote in der Branche im Durchschnitt bereits bei 15,1 Prozent. Dem förderlich waren neben Kapitalerhöhungen vor allem auch die Gewinne, die in den vergangenen Jahren dank größerer Restrukturierungen, dem Abbau von Altlasten, anziehender Kreditvergabe sowie konjunkturbedingt deutlich rückläufiger Risikokosten stark nach oben gingen. 2017 verdienten die Banken alles in allem 6,6 Milliarden Euro netto und damit so viel wie noch nie.

Für den unter anderem für die Bankenaufsicht zuständigen Nationalbank-Vizechef Andreas Ittner ist damit klar: "Zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise ist das österreichische Bankensystem zur Normalität zurückgekehrt." Trotzdem gibt es aus seiner Sicht noch einige Baustellen. "Dass alles in Ordnung ist, kann ich nicht sagen", erklärte Ittner am Mittwoch bei der Präsentation des neuen Finanzmarktstabilitätsberichts.

Operativ zu wenig profitabel

Handlungsbedarf sieht der Notenbanker vor allem bei der operativen Profitabilität in der Branche. Während der Nettogewinn im Vorjahr dank historisch niedriger Risikokosten kräftig anstieg, stagnierte das Betriebsergebnis. Ittner legt den Banken deshalb eine weitere Verbesserung ihrer Kostenstruktur nahe, mit Blick auf die stetig zunehmende Konkurrenz von Fintechs aber auch IT-Investitionen. Zudem empfiehlt er (insbesondere den großen Geldinstituten), die Kapitalisierung weiter zu erhöhen - zwecks stärkerer Risikotragfähigkeit.

Daneben sollte der Abbau notleidender Kredite fortgesetzt werden, auch wenn die Kreditqualität bei den österreichischen Banken "überdurchschnittlich gut" sei, so Ittner. Ende 2017 lag das Volumen an notleidenden Krediten (NPLs) bei 21 Milliarden Euro, das waren 3,4 Prozent des gesamten Kreditbestands. In Österreich betrug die NPL-Quote 2,5 Prozent, während sie in Osteuropa mit 5,0 Prozent doppelt so hoch lag. Laut Ittner sollten die Banken vor allem dort Kreditrisiken abbauen.

Nachhaltige Kreditvergabe

Was die Nationalbank (OeNB) den heimischen Instituten ebenso nahe legt: Bei Immobilienfinanzierungen, die wegen der Hochkonjunktur derzeit stark nachgefragt sind, sollten die Kreditvergabestandards keinesfalls aufgeweicht werden. So sollte das Mindestmaß an Eigenmitteln bei 20 Prozent liegen, Tilgung und Zinsen bei 30 bis 40 Prozent des Haushaltseinkommens. Im Regelfall sollte es auch keine Laufzeiten von mehr als 35 Jahren geben.

"Es wäre ein Fehler, wie in den USA Sozialpolitik durch Kreditpolitik zu machen", sagte OeNB-Chef Ewald Nowotny. Die Kreditvergabe müsse nachhaltig sein, es wäre eine "massive Fehlentwicklung", die Kreditstandards zu lockern.