Zum Hauptinhalt springen

Daten sind besser als die Stimmung

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

"Wir glauben, dass sich die Konjunktur langsam erholt, und dass es keine Rezession geben wird", fasste IHS-Chef Bernhard Felderer gestern vor Journalisten die aktuellen Wirtschaftsaussichten zusammen. Trotz des gegenwärtig vor allem in Europa herrschenden Pessimismus sei nicht mit einer Verschlechterung der realwirtschaftlichen Daten zu rechnen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Die Realdaten für die USA sind sehr gut", so Felderer. Die Abhängigkeit der Weltwirtschaft von der Konjunkturentwicklung in den USA zeige sich gegenwärtig wieder besonders eindrucksvoll.

Insbesondere die Importe der USA seien für das Ankurbeln der Weltmärkte wesentlich. Während Asien bereits vom Aufschwung der USA profitiert habe, dauere es bei Europa etwas länger, bis die Märkte reagieren. Die Wirtschaftsleistung der Europäischen Union lag in der ersten Hälfte des laufenden Jahres nur um nur 0,5% über dem Vorjahreswert.

Im Einklang mit der europäischen Konjunkturdynamik sei die österreichische Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte nur schwach gewachsen. Österreich nehme die Konjunkturimpulse relativ langsam an. Ein Zeichen des herrschenden Pessimismus sei die Zurückhaltung der Konsumenten beim Kauf langfristiger Konsumgüter, wie etwa Autos. Die schwache Konjunkturlage schlage sich auch am Arbeitsmarkt nieder. Dennoch sei in Österreich die Arbeitslosenrate im internationalen Vergleich noch immer relativ niedrig, "auch wenn sie deutlich angestiegen ist", so Felderer. Die wichtigsten Entscheidungen in der Arbeitsmarktpolitik sieht das IHS nun in der Art der Qualifizierung von Jugendlichen und Arbeitslosen und in der stärkere Integration von älteren Arbeitnehmern in den Arbeitsprozess. Die Zeit, wie lange jemand arbeitet, solle jeder selbst bestimmen - natürlich mit Blick auf sein Pensionskonto und seine eigene Lebensplanung. Damit würde das Pensionsalter sicherlich ansteigen, so Felderer. Das Pensionssystem soll nach den Vorstellungen Felderers auf Pensions-Lebenskonten umgestellt werden. Felderer sprach sich weiters für eine Senkung der Lohnnebenkosten aus, da Österreich aufgrund der hohen Abgabenbelastung sonst ein Standortproblem bekommen werde. Außerdem sei für Österreich jedenfalls eine längerfristige Belebung der Nachfrage sinnvoll. Dazu empfiehlt das IHS Investitionen in die Infrastruktur.

Für heuer erwartet das IHS ein Budgetdefizit von 1,3 bis 1,5% des Bruttoinlandprodukts (BIP), für 2003 etwa 1%. Bei einer ausgabenseitigen Entlastung des Budgets hält das IHS eine Steuerreform für machbar - ohne das Stabilitätsziel (max. -3% des BIP) zu gefährden.