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Daten über Atomwaffen spurlos verschwunden

Von Ines Scholz

Politik

Eine der drei größten US-Forschungsanlagen für Nuklearwaffentechnologie hat vorübergehend seine Pforten geschlossen, nachdem im Los Alamos National Laboratory brisante Geheimdaten verschwunden sind. Es ist dies bereits der dritte Vorfall dieser Art; zuletzt war vor zwei Monaten Datenmaterial entwendet worden.


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Die ungewöhnliche Maßnahme, den Komplex zunächst zu schließen, wurde am Freitag bekannt gegeben, nachdem der Direktor der Anlage, Peter Nanos, den Vorfall der verantwortlichen Universität von Kalifornien in San Francisco gemeldet hatte. Entdeckt wurde das Fehlen zweier geheimer Datenträger - vermutlich Computerdiskketten - im Rahmen einer Inventur am Mittwoch letzter Woche.

Welche Informationen die Datenträger enthielten, wurde nicht mitgeteilt. Die Schließung der Anlage, in der 1945 die erste Atombombe enwtickelt worden war, sowie die Tatsache, dass selbst hochrangige Mitarbeiter diese seit gestern nur noch in Begleitung von Sicherheitsbeamten betreten dürfen, ist jedoch ein Beweis dafür, dass es sich um hoch sensible Daten handelt, wie Beobachter erklärten. Nach unbestätigten Meldungen geht es um Informationen über jenen Teil der Fabrik, in dem die Nukelarwaffen entwickelt und getestet werden.

Los Alamos war in der Vergangenheit wegen massiver Sicherheitslücken immer wieder in die Kritik geraten. 1999 wurde der langjährige Mitarbeiter, der aus Taiwan stammende US-Atomwissenschaftler Wen Ho Lee wegen unter dem Verdacht festgenommen, Geheimkenntnisse an China weitergegeben haben, was jedoch nicht bewiesen werden konnte. Im Jänner letzten Jahres trat der damalige Leiter John Browne zurück, nachdem neuerlich mehrere Computer und anderes Material aus dem Komplex spurlos verschunden sind.

Der jüngste Vorfall ist auch für die US-Administration äußerst peinlich, hat doch diese in den vergangenen Wochen viele Länder dafür angeprangert, nicht genügend gegen die illegale Weitergabe von Nukleartechnologie tun würden. Wann die Arbeit in Los Alamos, Bundesstaat New Mexico, nun wieder aufgenommen werden kann, ist noch unklar.