Arbeiterkammer präsentiert Jahresbilanz und fordert mehr juristischen Rückhalt.
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Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl und Direktorin Silvia Hruška-Frank präsentierten bei einer Pressekonferenz eine Rekordzahl an Beratungen. 2022 verzeichnete die AK insgesamt 2.156.590 Gespräche, davon 322.055 persönlich und 1.613.755 telefonisch. Arbeitsrecht, Überstunden und falsche Abrechnungen waren dabei die Hauptthemen. Die zunehmende Digitalisierung rückte auch den Datenschutz in den Fokus. Der Fall Plachutta, bei der die Mitarbeitenden dazu aufgefordert wurden, Schreiben mittels Handscannergerät zu unterzeichnen, war laut Hruška-Frank sehr invasiv. "Das Sammeln solcher biometrischer Daten sei ein zu großer Eingriff für das einfache Bestätigen der Richtigkeit von Arbeitszeitaufzeichnungen. Hierfür wären auch gelindere Mittel möglich gewesen", heißt es aus der Rechtschutzabteilung. "Es wurde alles abgekauft, was die Arbeitnehmer an Rechten gehabt hätten", so die Direktorin.
Überwachung nimmt zu
Neben Überwachungen mittels Ortungsgeräten nehmen laut Hruška-Frank auch Aufzeichnungen von Telefongesprächen zu, etwa bei einer Taxifunkzentrale. Diese werden von Arbeitgebern bei Gerichtsverfahren vorgelegt. "Die AK ist dafür, dass es für widerrechtlich erlangte Daten auch ein Beweisverwertungsverbot im Arbeitsrecht gibt", so die Direktorin. Immer häufiger geht es dabei auch um Diskriminierung und Belästigung. Laut Hruška-Frank ein Thema, das seit vielen Jahren bekannt ist. Verstärkt wird es nun auch durch Telefongespräche, E-Mails, SMS- und WhatsApp- Nachrichten mit sexuellen Anspielungen. Im Vorjahr nahm die AK allerdings auch ein steigendes Bewusstsein für fehlerhaftes Verhalten wahr: Mitarbeitende lassen sich Grenzüberschreitungen nicht mehr so oft gefallen. Auch bei geringen monetären Schadensbegrenzungen gehen die Arbeitnehmer psychisch gestärkt heraus. "Die Beträge sind durchaus spürbar für jemanden, der das nicht einmal im Monat netto verdient", so die Direktorin.(hei)