Rasinger hegt Zweifel.
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Graz/Kematen. Der Unternehmensberater und "Sanierungsbeteiligungsexperte" Hans Gogg hat anscheinend eine geschäftliche Achterbahnfahrt hinter sich. Anfang November 2008 schlitterte sein Einzelunternehmen "Hans Gogg Unternehmensberatung" in Konkurs und löste - nach seinen eigenen Angaben - eine Kettenreaktion aus. Weitere Gesellschaften wurden mitgerissen. So auch die Gogg Treuhand- und Beratungs GmbH und die Dkfm. Dolezal & Co. Datenverarbeitungs-KG.
In allen drei Fällen wurden aber laut AKV und Creditreform die Insolvenzverfahren rechtskräftig aufgehoben, in weitere Folge sollen zumindest 19 Gesellschaften liquidiert worden sein.
Am 31. Mai 2012 zahlte Hans Gogg laut AKV die zweite Rate der dreiprozentigen Quote im Insolvenzverfahren seiner Unternehmensberatung, in einem Jahr ist der Rest fällig. Die Schulden betrugen rund 2,06 Millionen Euro, die Gläubiger sollen insgesamt rund 60.000 Euro erhalten.
Mittlerweile will Hans Gogg, in dessen Lebenslauf auf der Onlineplattform Xing die Insolvenzen anscheinend ausgespart wurden, wieder groß ins Geschäft kommen - unter anderem mit der HHP Beteiligungs GmbH und der Beteiligungsgesellschaft Pankl & Hofmann AG.
"Wir machen unser Geschäft mit romantischen und erotischen sozialen Netzwerken", heißt es auf der Homepage von Pankl & Hofmann. "Die Welt für Meeting/Dating und Erotik/Entertainment wird sich künftig noch stärker im World Wide Web abspielen und das in vielfältigen Communities." Für diese "Expansion" will Firmenchef Gogg die Zwölf-Millionen-Euro Anleihe "Lust & Liebe A" auflegen, angebliche Verzinsung drei Prozent. Ab 50.000 Euro ist man dabei. Die Stückelung zu 50.000 Euro hat den Vorteil, dass dieses Veranlagungsangebot nicht der Prospektpflicht und somit nicht der Finanzmarktaufsicht unterliegt.
Fragwürdiges Modell
Ebenfalls eine Stückelung von 50.000 Euro hat die zwei Millionen-Euro-Anleihe "Together Bond II", die Hans Gogg über seine HHP Beteiligungen GmbH begibt. Die Zeichnungsfrist endet laut einem Inserat im Börse-Express am 30. Juni 2012, die Laufzeit soll fünf Jahre, und die fantastische Rendite zwölf Prozent pro Jahr betragen. Den Emissionserlös will der Unternehmensberater in die Expansion seines Internet-Geschäftsmodells "Dating-Plattform" stecken. "Durch die Übernahmen, Integration und Modernisierung kleiner Dating-Portale soll ein neuartiger Medienverbund mit Systempartnern entstehen", bewirbt Gogg seine Pläne. Bis 2017 will er elf Millionen Euro Umsatz erwirtschaften und 4,8 Millionen Euro Jahresgewinn schreiben. In einem Interview mit dem Börse-Express kündigte Gogg für 2014 sogar den Börsegang an. Weitere Anleihen, der "Together Bond A" und der "Together Bond B", mit 13 Millionen Euro und neun Millionen Euro sollen geplant sein.
Bei Anlageexperten schrillen anhand solcher Renditeaussichten die Alarmglocken. "Wer an solche Sachen glaubt, glaubt entweder an das Christkind oder an den Nikolo", ätzt Wilhelm Rasinger von Interessenverband für Anleger (IVA). "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine dauerhaft vernünftige Veranlagung ist." Nachsatz: "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der IVA einen Finger für Investoren rühren wird, wenn das schiefgeht."