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Dauerbrenner Multikulti

Von Stefan Beig

Politik
Lehrlinge der Spar-Akademie zeigen stolz den Integrationspreis 2010. Foto: spar

Chancen hat nur, wer interkulturelles Zusammenleben effektiv unterstützt. | Die Einreichfrist endet am 1. April. |


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Wien. Integration ist kein Randthema mehr. Die Spar-Akademie etwa lehrt "Kulturpflege", um interkulturelle Kompetenz zu vermitteln. Im Vorarlberger Jugendverein Culture Factor Y präsentieren Jugendliche mit Migrationshintergrund über Film und Foto die eigene Sicht ihrer Lebenswelten. Zahlreiche Kleinprojekte bietet die Kooperative Mittelschule Wien 18 für ihre Schüler aus mehr als 30 Staaten. Die Wiener Magistratsabteilung 17 gibt Neuzuwanderern einen Bildungspass, in dem diese ihre Sprachkenntnisse und Kursbesuche eintragen. Die vier Einrichtungen wurden 2010 für ihr Engagement mit dem neuen Österreichischen Integrationspreis ausgezeichnet. Ins Leben gerufen wurde er von ORF, dem Verein Wirtschaft für Integration (VWFI) und der heimischen Wirtschaft. Und auch heuer soll die Förderung interkulturellen Zusammenlebens wieder ausgezeichnet werden. "Jeder kann mitmachen, ob die Omi oder der Großkonzern", betonte Ali Rahimi, stellvertretender VWFI-Obmann. Vergeben wird der Preis in vier Kategorien, nämlich für Bildungseinrichtungen, Einzelpersonen, Unternehmen und öffentliche Institutionen.

Ein eigener TV-Trailer wird in den kommenden Wochen im ORF für die Auszeichnung werben. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz unterstrich, dass Integration zurzeit "Dauerbrenner einzelner Formate ist". Gegenüber der "Wiener Zeitung" betonte er, dass ihm der Unterhaltungsbereich besonders wichtig ist. Teilnehmer mit Migrationshintergrund in Sendungen wie "Helden von morgen" und "Dancing Stars" würden die neue Vielfalt als Normalität sichtbar machen. An eigene Sendungsangebote für Migranten denkt er nicht, weil die Gruppe zu vielfältig sei. Berichte aus der Türkei werden aber zunehmen: "Wir eröffnen ein neues Korrespondentenbüro in Istanbul."

Dass Integration den Wohlstand der Gesellschaft sicherstellt, betonten beide Schirmherren des VWFI, Bürgermeister Michael Häupl und Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad. Wien verdanke seinen Erfolg gerade der kulturellen Vielfalt, erklärte Häupl. Gleichzeitig erwähnte er auch, dass unter Arbeitslosen viele schlecht ausgebildete Menschen mit Migrationshintergrund sind. Aber: "Das Thema braucht einen positiven Zugang!"

"Chancen überwiegen"

Auch die Interessensvertretungen unterstützen den Preis. Was tun sie sonst für die Integration? "Etliche Betriebsräte haben Migrationshintergrund", sagte Dwora Stein, Vizepräsidentin der Arbeiterkammer (AK). "Gewerkschaft und AK bieten muttersprachliche Beratung an. Wir sind für alle da. Die einzige Sorge war immer, dass Arbeitgeber billigere Arbeitskräfte ins Land holen. Das neue Gesetz gegen Lohn- und Sozialdumping wird das verhindern." Wichtig sei verstärkte Ausbildung hierzulande, statt nur Fachkräfte aus dem Ausland zu holen.

"Wir brauchen beides: neue Arbeitskräfte und mehr Ausbildung", meinte dazu Georg Kapsch von der Industriellenvereinigung Wien. "Die Chancen überwiegen die Risken", ist er überzeugt. "Auch wir lernen von den Zuwanderern." Die Industriellenvereinigung wolle das Thema vor allem durch Bewusstseinsbildung fördern. "Integration ist für mich gelungen, wenn es ein gutes Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Migrationshintergründe gibt."

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Website Jugendverein Culture Factor Y