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Daumen hoch für vorher Nachdenken

Von Christina Böck

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Es sind die prominenten Todesfälle, die regelmäßig zeigen, dass es der Internetgemeinde doch mitunter ein bisschen an Benehmen mangelt. Wobei das die unterschiedlichsten Gründe haben kann. Am Montagabend, als sich die Nachricht verbreitete, dass der deutsche TV-Komiker Dirk Bach gestorben ist, hat etwa die "Bild"-Zeitung, wie es für Medien heutzutage üblich ist, diese Meldung auf ihre Facebook-Seite gestellt. Facebook birgt da eine ganz besondere Problematik: Man kann nämlich die berühmte "Gefällt mir"-Funktion nicht einfach ausschalten. Nun gibt es aber manche Leser, die vielleicht kurz nachdenken, bevor sie einen Eintrag wie "Dirk Bach überraschend gestorben" mit einem fröhlichen "Daumen hoch" quittieren. Aber auch an die hatte die fürsorgliche "Bild" gedacht: "P.S.: Gefällt mir = mein Beileid", klärte man auf. 1028 Menschen gefiel das.

Nun ließe sich so eine seltsame Optik leicht beheben - indem man einfach solche Meldungen, die wohl den wenigsten "gefallen", einfach nicht auf Facebook stellt. Aber dieses soziale Medium ist mittlerweile zu einem wichtigen Werbeträger geworden - und die "Bild" ist wohl eine der Letzten, die darauf so schnell verzichten würden. Und womöglich gar aus Pietät.

Weniger leicht zu beheben sind die Ausfälligkeiten in einem anderen sozialen Medium: Auf Twitter waren sich einige Teilnehmer nicht zu schade, gleich geschmacklose Witze über Bachs Leibesfülle und deren mögliche Auswirkung auf sein Ableben zu schmieden. So etwas wird es aber leider immer geben, vor allem im Schutz der Anonymität.