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Die gute Nachricht dieser Woche: Es lohnt sich die Anschaffung eines Zweitbuchs. Jetzt haben Forscher doch tatsächlich herausgefunden, dass Lesen gar keine so üble Sache ist. Und sogar hilfreich im "echten Leben" sein kann. Denn einer Studie zufolge können sich Leser von anspruchsvoller Literatur besser in andere Menschen einfühlen. Besser als Leser von Trivialliteratur. Also nur, weil einem letztens wieder einmal der Professor Langdon im aktuellen Dan-Brown-Krimi so leidgetan hat, weil das unglaubwürdige Spektakel nicht und nicht enden wollte, heißt das noch nicht, dass man ein besonders empathischer Mensch ist. Dazu braucht es schon mehr. Unter einem Gustave Flaubert wird es da nichts spielen. Womöglich muss man noch einen Homer drauflegen.
Einer, der so besehen ein ganz besonders angenehmer Mensch sein müsste, ist David Bowie. Die Kuratoren der Ausstellung über ihn, die nun von London nach Toronto übersiedelt ist, haben kürzlich eine Liste veröffentlicht. Die Liste von Bowies 100 Lieblingsbüchern. In dieser üppigen Liste findet sich also nicht nur Flaubert (mit "Madame Bovary"), sondern auch Homer (mit der "Ilias"). Die größte Liebe hegt David Bowie offenbar für die Literatur der 1960er Jahre. Wenn man sich von einem Exzentriker wie ihm auch erwarten hätte können, nicht mit einem so erwartbaren Kanon wie "Clockwork Orange" aufzufahren. Von David Bowie heißt es übrigens, dass er gerne mal ein Buch pro Tag liest. Was jene Leute über seine Empathie sagen, die ihn an diesen Tagen dringend erreichen wollen, ist dann wohl eine andere Geschichte.