Zum Hauptinhalt springen

David Camerons Medienmuse

Von Alexander U. Mathé

Kommentare

Der Wahlerfolg der Tories fußt nicht zuletzt auf dem Einsatz von Rebekah Brooks. Sie soll sich bei Medienzar Rupert Murdoch massiv für den konservativen Spitzenkandidaten eingesetzt haben.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Rebekah Brooks repräsentiert die Medienmacht hinter David Cameron. Sie ist die Chefin von News International, einem britischen Zeitungsverlag, der dem Sieger der britischen Parlamentswahlen während des Wahlkampfs die Stange hielt. Zu News International gehören unter anderen das größte Boulevard-Blatt der Insel, "The Sun", und das sonntägliche Revolverblatt "News of the World", aber auch die renommierte Qualitätszeitung "The Times".

Der Verlag ist Teil der News Corporation, dem Firmenimperium von Medientycoon Rupert Murdoch. Angeblich ging die Unterstützung Camerons hauptsächlich auf Brooks’ Konto. Sie soll den australischen Multimilliardär regelrecht bekniet haben, den konservativen Spitzenkandidaten zu unterstützen, schrieben britische Medien. Denn eigentlich war die Verlagsgruppe dem anderen Lager zugetan.

Seit Tony Blair ihn 1995 mit seinem New-Labour-Konzept begeisterte, unterstützte Murdoch die Labour-Partei, eine Beziehung, die er auch mit Gordon Brown pflegte, dessen Frau mit seiner Frau eng befreundet ist. Gleichzeitig war ihm Cameron suspekt, weil sich dieser beim Einstandstreffen vor einigen Jahren als weltoffener Typ Politiker präsentiert hatte. Dabei, so berichtet die Zeitung "The Independent", habe Cameron begeistert vom cineastischen Schwulen-Epos "Brokeback Mountain" erzählt. Womit er Murdoch offenbar mehr verschreckte als begeisterte.

Doch Brooks blieb hartnäckig. Dieser Eifer wird nicht zuletzt ihrer engen Freundschaft mit Andrew "Andy" Coulson zugeschrieben. Der ist seit Juni 2007 Medienchef der konservativen Partei. Brooks und Coulson kennen sich noch von ihrer gemeinsamen Zeit bei den Murdoch-Medien.

1989 ist Rebekah Brooks (damals Rebekah Wade) als Sekretärin bei "News of the World" eingestiegen. In der Folge arbeitete sie sich zuerst zur Feature-Schreiberin im Magazinteil und dann zur stellvertretenden Chefredakteurin des Blattes empor. Zu dieser Zeit schrieb Andy Coulson als Kolumnist für "Bizarres" beim Schwesterblatt "The Sun". Dorthin stieß Rebekah 1998 als stellvertretende Chefredakteurin, wo sie sich erfolglos für die Abschaffung der Seite-3-Mädchen einsetzte.

Bereits zwei Jahre später wechselte sie zurück zu "News of the World" - diesmal als Chefredakteurin - und machte Coulson zu ihrem Stellvertreter. Er musste schon bald seine journalistische Karriere wegen eines Skandals um abgehörte Telefongespräche des Adelshauses an den Nagel hängen und wurde Medien-Chef der konservativen Partei. Die inzwischen in zweiter Ehe verheiratete Brooks stieg währenddessen zur Verlagschefin auf.

Allein der Freundschaft zwischen Brooks und Coulson wegen dürfte sich Murdoch aber nicht zum Frontenwechsel überreden haben lassen. Die Konkurrenz behauptet, von Camerons Seite sei zugesichert worden, dass er als Premierminister die Macht der britischen Medienaufsichtsbehörde einschränken und den staatlichen Rundfunk BBC aufspalten werde.