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"Dayli-Effekt" bleibt aus

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Am Shampoo vor dem Kauf zu riechen ist nur im Laden möglich. Dennoch werden Drogerieartikel immer häufiger online bestellt.
© fotolia

Bei dm kamen bisher 30 ehemalige Dayli-Beschäftigte unter, bei Rewe 45.


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Wien. Für die Drogeriebranche ist dieses Jahr ein turbulentes: Der zuletzt viertgrößte Drogeriehändler Dayli hat Ende August nach monatelangen finanziellen Schwierigkeiten zugesperrt, was tausende Jobs kostete und den Wettbewerb unter den verbliebenen größten Drogerieketten Bipa, dm und Müller verschärft.

Bei der Konkurrenz kamen nur wenige der fast 3500 - großteils weiblichen - ehemaligen Dayli-Beschäftigten unter. 30 frühere Dayli-Mitarbeiter wurden bei dm eingestellt, 45 bei Rewe-Handelsfirmen, wie die Unternehmen am Mittwoch bekanntgaben. Beim Umsatz blieb der "Dayli-Effekt" aus - im Gegensatz zu Deutschland, wo der Mitbewerb vom Aus der Vorgängergesellschaft Schlecker profitierte. dm hat den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr (per 30. September) in Österreich um 5,3 Prozent auf 720 Millionen Euro gesteigert. Damit blieb das Wachstum unter dem Jahr zuvor (6,2 Prozent). "Dayli ist nie wirklich angekommen im Drogeriebereich, die Insolvenz war absehbar. Es gab einen geringen Effekt auf den dm-Umsatz im Vorjahr, als Schlecker in Schwierigkeiten gekommen ist. Heuer hat sich das Aus von Dayli kaum auf unseren Umsatz ausgewirkt", sagt dm-Österreich-Geschäftsführer Martin Engelmann. Viele ehemalige Dayli-Kunden kaufen Drogerieartikel nun im Supermarkt.

Der Gewinn sei "stabil" mit dem Umsatzwachstum gestiegen, sagt Finanzchef Manfred Kühner. 2011/12 lag das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von dm Österreich laut Firmencompass bei 17,21 Millionen Euro.

Bipa hat Online-Shop, dm plant erweitertes Angebot

Der Drogerie- und Parfümeriehandel hat im Vorjahr ein nominelles Minus von 2,3 Prozent auf 2,48 Milliarden Euro eingefahren - das war hauptsächlich auf die Pleite von Dayli zurückzuführen. Ohne Dayli stieg der Umsatz um 5 Prozent. Für heuer prognostiziert Regioplan ein weiteres Umsatzminus in Höhe von 1,5 Prozent. Gute Bilanzen finden sich laut Regioplan tendenziell in jenen Branchen, in denen die Onlineanteile noch sehr gering sind.

Während der gesamte stationäre Einzelhandel inflationsbereinigt zuletzt Umsatz verloren hat, wächst der Onlineanteil kräftig. In einigen Jahren wird der Onlineanteil im Handel bei 25 Prozent liegen, derzeit sind es noch neun Prozent. Dadurch ist heuer auch erstmals die Verkaufsfläche gesunken. "Wozu sollen wir in ein Geschäft, Kaufhaus oder einen Baumarkt noch gehen, wenn wir problemlos alles online bestellen können?", fragt Regioplan-Geschäftsführer Wolfgang Richter.

Bipa betreibt seit 2011 einen eigenen Online-Shop, seit 2012 eine Versandapotheke und seit heuer einen Online-Duftshop. Im Fokus stehen hier Körperpflegeprodukte und Düfte, sagt Rewe-Sprecherin Ines Schurin.

Dm arbeitet daran, das Online-Angebot zu erweitern. Spruchreif sei aber noch nichts, so Engelmann. Die von Deutschland aus gesteuerte Kooperation mit dem Online-Händler Amazon wurde im Juli beendet, weil sich die Verkaufserwartungen nicht erfüllt hatten.

Bei der Internet-Versandapotheke Zur Rose nehmen indes die Bestellungen laufend zu. Der Kooperationspartner von dm versendet rezeptfreie Arzneimittel, die in Österreich zugelassen sind, nach Österreich. Ziel sei es, dass rezeptfreie Arzneimittel bei dm erhältlich sind, so Engelmann.

Dm setzt mehr auf Umbau als auf Neueröffnungen

Zuletzt hat dm vor allem in die Neugestaltung der Filialen investiert - 47 der 380 Standorte in Österreich wurden erneuert, drei Filialen wurden neu eröffnet. "Wir sehen unser Heil nicht in der Zahl der stationären Filialen, sondern in der Qualität", sagt Engelmann. Große Expansionspläne schmiedet dm nicht, sagte der Gründer der deutschen Drogeriemarkt-Kette, Götz Werner. Es werde "ein Wachstum auf der bestehenden Fläche" forciert.

"Der Versorgungseinkauf ist nicht mehr zeitgemäß. Die Verbraucher werden anspruchsvoll. Einkaufen im stationären Einzelhandel lebt vom Erlebnis", sagt dm-Chef Engelmann. Deshalb eröffnet heute, Donnerstag, eine dm-Riesenfiliale in der Shopping City Süd (SCS) in Vösendorf bei Wien, in der neben Drogerieprodukten, Friseur- und Kosmetikstudio auch Massagen angeboten werden. Mit 1350 Quadratmetern ist die Filiale doppelt so groß wie ein Standardgeschäft der Drogeriemarktkette, weitere Großfilialen könnten folgen.