"Länger arbeiten für weniger Geld kommt nicht in Frage", erklärte Rudolf Kaske, Vorsitzender der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD) gestern vor Journalisten. Die Österreicher würden bereits genug arbeiten und flexible Vereinbarungen seien in den Kollektivverträgen auch längst verankert. "Sämtliche Löhne im privaten Dienstleistungssektor sind gering genug", meinte Kaske. Es sei "moderner Lohnraub", die Überstundenzuschläge wegzunehmen.
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Außerdem würden laut Arbeitsklimaindex 21% der Vollzeitarbeitnehmer länger als 40 Stunden, 22% länger als 45 Stunden arbeiten, sagte Kaske. "Wenn Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl und Wirtschaftsminister Martin Bartenstein auch nach dem medialen Sommerloch über Arbeitszeitverlängerung diskutieren wollen, empfinde ich das als Farce."
Auf alle Fälle würde die "Saisonier-Regelung" wieder Thema werden: "Ich hör sie schon wieder, die Rundrufe der Wirtschaftskammer: 'Wir brauchen mehr Saisoniers'. Meine Sorge gilt aber den Menschen, die hier leben, ob In- oder Ausländer." Eine Entspannung am Arbeitsmarkt sei nicht in Sicht, trotzdem würden die Tourismuswirtschaft und Wirtschaftsminister Bartenstein darüber nachdenken, die Saisonier-Kontingente zu erhöhen.
Kaske kritisierte auch Leitls Vorschlag einer Saisonverlängerung: "Saison bleibt Saison. Auch wir als Gewerkschafter sind bei Verlängerungsmodellen an unsere Grenzen gestoßen."
Kaske gegen "Expedition Österreich"
Die HGPD spricht sich erneut gegen eine - wie es Kaske nannte - "Expedition Österreich" aus: "Leitl und Bartenstein halten nach wie vor an dem Plan fest, Tourismus-Lehrlinge in den Westen, wo es viele Lehrstellen gibt, zu exportieren. Mit einer Entfernungsbeihilfe von 250 Euro soll das den Jugendlichen schmackhaft gemacht werden." Kaske warnte, das als "Patentlösung" zu sehen bzw. mit einer Sperre des Arbeitslosengeldes zu verknüpfen. "Zwischen 15 und 18 sind junge Menschen in einem schwierigen Alter. Da sollten sie nicht Kilometer weit von zu Hause weg sein."
Heurige Sommersaison brachte Minus
Die heimische Tourismuswirtschaft verbuchte von Mai bis August 45,3 Millionen Übernachtungen, ein Minus von 2,2% im Vergleich zum Vorjahr, teilte die Statistik Austria gestern mit. Die Nächtigungszahl ausländischer Gäste war um 1,1%, jene der österreichischen Gäste um 4,8% rückläufig. Die Zahl der Ankünfte nahm um 0,4% auf 11,1 Millionen ab. Die meisten Urlauber kamen wieder aus Deutschland, die Nächtigungszahl ist aber um 5,7% gesunken.