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Debatte unter Spaniens Moslems

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Als Folge der Terroranschläge von Madrid, die zum größten Teil von marokkanischen Einwanderern ausgeführt wurden, ist es jetzt zu einer heftigen Debatte unter den spanischen Moslems gekommen, nachdem der Chef der Vereinigung marokkanischer Gastarbeiter (ATIME), Mustafa el Mirabet, die Schaffung eines demokratisch gewählten Islamischen Rates nach französischem Vorbild angeregt hat.


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In einem Interview mit der Zeitung "El Pais" hatte Mirabet angekündigt, er werde dem künftigen Ministerpräsidenten Jose Luis Zapatero diesen Vorschlag unterbreiten. Diese neue Organisation solle die Moscheen in Spanien überwachen und deren Imams bestimmen. Damit solle man jenen fundamentalistischen Imams, "die in Garagen extremistische Predigten halten" ihr Handwerk legen. Die ATIME, eine gewerkschaftliche Organisation, hat unter den rund 333.000 offiziell in Spanien lebenden Marokkanern 14.500 Mitglieder und betreut Einwanderer vor allem in Fragen von Aufenthaltsgenehmigungen, bei Kontakten mit Behörden und bei der Wohnungssuche. Es wird geschätzt, dass neben den regulär in Spanien lebenden Marokkanern, die etwa 90 Prozent der islamischen Bevölkerung Spaniens stellen, noch rund 200.000 "illegale" Marokkaner in Spanien sind. Die Mehrheit gehört einer aufgeklärten sunnitischen Richtung des Islam an, während die Prediger meist von Saudiarabien und den Golfstaaten bezahlte fundamentalistische Wahabiten sind.

Während die spanischen Sozialisten, in deren Regierungszeit im Jahr 1991 ein Abkommen mit den Moslems geschlossen worden war, das aber keine staaatlichen finanziellen Zuwendungen für islamische Einrichtungen vorsah, den Vorschlag Mirabets prüfen wollen, haben sich die bestehenden islamischen Einrichtungen bereits dagegen ausgesprochen. Die Föderation der religiösen islamischen Einrichtungen (FEERI) und die Union der islamischen Gemeinden (UCIDE) seien bereits jetzt schon Gesprächspartner des spanischen Staates, meinte der aus Syrien stammende Madrider Imam Riay Tatary, der den Vorwurf, dass in den Moscheen zur Gewalt aufgerufen werde, strikt zurückwies.

Unterstützung für den Plan Mirabets bekundeten hingegen Vertreter der Vereinigten Linken(IU) und der gemäßigten Nationalisten Kataloniens (CiU).