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Defizit mit medialem Mehrwert: Den Indianern fehlen die Häuptlinge

Von Walter Hämmerle

Analysen

An passiv Wahlwilligen herrscht derzeit kein Mangel: Am Freitag bekundeten auch noch die Monarchisten ihren Willen, bei den Nationalratswahlen am 28. September zu kandidieren. Mit welchem Spitzenkandidaten, das will die schwarz-gelbe Allianz allerdings erst am 25. Juli verkünden. | Damit befinden sich die Fans des Hauses Habsburg in üppiger Gesellschaft: BZÖ, LIF oder die Liste Dinkhauser - um nur die prominentesten zu nennen - stehen allesamt noch ohne Spitzenkandidaten da.


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Wer das als mittlere Katastrophe klassifiziert, hat allerdings von modernem Politmarketing wenig Ahnung. Ein Fragezeichen am ersten Listenplatz weckt zumindest die Neugier der Medien. Da sprießt die Gerüchteküche, und die Journalisten lassen so viele Namen fallen, dass am Ende ganz sicher behauptet werden kann, man habe ja ohnehin auch den Richtigen auf der Liste gehabt.

Deshalb an dieser Stelle ein kostenloser Tipp für die stetig wachsende Zahl potenzieller Parteigründer in diesem Land: Wer sonst keine Themen oder Ideen hat, hüte das Geheimnis seines Frontrunners wie seinen Augapfel. Billiger kommt man nicht mehr in die Medien. Es sei denn, man verlegt sich auf Gerichtsanhängiges im engeren Sinn.

Womit wir bei Peter Westenthaler wären. Der BZÖ-Chef wird derzeit von seiner Partei im Stile der Salami-Taktik demontiert. Natürlich kann man Westenthaler die Eignung zum Spitzenkandidaten absprechen, man kann sie auch, wenn man denn will, befürworten. Das BZÖ, also Jörg Haider, sagt jedoch: Schauen wir mal.

Was naturgemäß bei Freund und Feind die Fantasie blühen lässt. Da war es auch nur eine Frage der Zeit, bis der Name Susanne Riess-Passers auftauchte. Die ehemalige Vizekanzlerin und nunmehrige Wüstenrot-Generaldirektorin gilt seit ihrem Rücktritt aus der Politik als Integrationsfigur der Schnittmenge zwischen ÖVP, FPÖ und BZÖ. Eine solche Person könnte das BZÖ gut gebrauchen.

Allein, das Gerücht hält - wie meistens - der Wirklichkeit nicht stand: "Nicht im Entferntesten" spiele sie mit dem Gedanken einer Rückkehr in die Politik, erklärt Riess-Passer. Und um keinen Raum für Zweideutigkeiten und Missverständnisse aufkommen zu lassen, fügt Riess-Passer hinzu: "Das gilt übrigens für alle Parteien, mein Vertrag wurde gerade eben um fünf weitere Jahre bis 2013 verlängert."

Im Kärntner BZÖ sieht man derweil weiter keinen Grund zur Hektik - und verweist auf 1999, wo ja auch nicht der Parteichef den Spitzenkandidaten gegeben habe. Das übernahm Thomas Prinzhorn, FPÖ-Obmann war Jörg Haider. Nur der hat damals trotzdem mit letztem Einsatz wahlgekämpft. Damit ist es auf Bundesebene aber längst vorbei, weshalb das orange Zittern weitergeht.

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