Management von personenbezogenen Informationen als neuer IT-Zweig.
| Daten-Verteidiger als Pionier beim World Economic Forum geehrt.
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Wien. Im Silicon Valley, Palo Alto, reiht sich ein Internet-Unternehmen an das nächste. Google hat dort seinen Sitz, genauso wie Facebook oder Skype. Legendär relaxed die Arbeitsbedingungen. Bei Tischfußball und Pool-Billard fließen die kreativen Gedanken leichter.
Auf einer guten Idee kann man sich nicht ausruhen, der Konsument soll bei der Stange gehalten werden - daher hat Facebook zuletzt die "Gesichtserkennung" eingeführt.
Die Firmen sind damit beschäftigt, das Internet nutzbarer zu machen, und wollen natürlich Geld damit verdienen. Zu 90 Prozent geschieht dies im Ökosystem Internet durch Werbung - und je treffsicherer man diese gestalten kann, desto mehr Geld fließt.
"Der Einzige, der nicht von seinen Daten profitiert, ist der Nutzer", erklärt Michael Fertik von "Reputation.com". Auch sein Unternehmen ist im Silicon Valley, die hohen Räume sind mit Sitzsäcken ausgestattet, mit Musik untermalt und besitzen auch ansonsten den ganzen "typischen Silicon-Valley-Kram", nennt es Fertik. Doch das Unternehmen ist ein gallisches Dorf im Palo Alto: Man ist nicht damit beschäftigt, dem Internet-Benutzer zur Datenhergabe zu verführen, sondern kämpft vielmehr dafür, dass der Benutzer unsichtbar bleibt beziehungsweise nur selektiv Spuren hinterlässt. Darunter fallen unter anderem - aber nicht nur - die berüchtigten Alkohol- und Feierfotos, die man ab einem gewissen Alter verschwinden lassen will, weil sie Arbeitgeber abschrecken könnten. Es fällt auch die individuell zugeschnittene Werbung darunter. "Aber um ehrlich zu sein, das mit der Werbung finde ich nicht so schlimm. Was wirklich schlimm ist: dass im Netz schon Versicherungen Daten Lebens- oder Krankenpolizzen gesammelt werden", erklärt Fertik im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die größte Bedrohung im Internet sei oft unsichtbar, der Benutzer realisiert selten, dass er mit seinen Klicks eine Spur hinterlässt. "In der Mathematik sagt man, dass zwei Punkte eine Linie ergeben. Nun, im Internet zeichnen 100 Punkte oder Klicks ein ganzes Leben nach. Deine Daten sind das neue Öl, der Rohstoff, nachdem alle suchen."
Die Nachfrage nach Datenmanagement ist jedenfalls da. Vor fünf Jahren hat der Jurist und Harvard-Absolvent Fertik das Datenproblem erkannt und eine Ein-Personen-Firma gegründet. Heute hat er über 250 Mitarbeiter und zahlende Kunden in 100 verschiedenen Ländern. In Europa nehme die Nachfrage aus dem deutschsprachigen Raum besonders zu, "Reputation.com" unterhält eine Filiale in der Nähe von München. "Die Sicherheit der Daten sollte etwas sein, über das man sich keine Sorgen machen muss. Mit unseren Angeboten kann der Kunde einfach nur einen Knopf drücken, ähnlich wie bei Anti-Virus-Tools." Eines Tages, glaubt Fertik, wird sich das Internet umstellen - und das Individuum Geld dafür bekommen, seine Daten hie und da weiterzugeben.
"Aus Europa droht keine Konkurrenz"
Wie viele Kunden "Reputation.com" hat, wird nicht veröffentlicht, wie der Kundenkreis aussieht hingegen schon: Wenngleich sich auch Firmen um ihren Ruf Sorgen machen, besteht der Kundenkreis zu 99 Prozent aus Menschen - die kostenpflichtige Software verwenden Menschen ab 25 Jahren aufwärts. Die Kundengruppe für das Gratis-Tool "UProtect.it" (ein Plug-In, das die Facebook-Daten vor Facebook beschützt) wird naturgemäß schon von Jüngeren heruntergeladen.
Fertik ist Mitglied im Arbeitskreis des World Economic Forums (WEF) zur Internetsicherheit. Daneben adelte ihn das WEF bei seinem jüngsten Treffen in Wien zum "Technology Pioneer" des Jahres 2011. Obwohl es schon einige Firmen gibt, die ein ähnliches Konzept verfolgen. Doch die Konkurrenz ist überschaubar, vor Ideen aus Europa fürchtet sich Fertik gar nicht.
Der alte Kontinent hat in den USA bei Technologie den Ruf des schwerfälligen Nachahmers. "Aber aus Russland oder Israel könnten einige Ninjas kommen, die uns ernsthaft zu schaffen machen. Diese Firmen werden wir dann kaufen", grinst Fertik.