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Delogierung ist keine leicht(fertig)e Entscheidung

Von Barbara Sorge

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Rund 1000 Delogierungen aus Wiener Gemeindewohnungen gab es 2011. Das sind rund drei am Tag, ein fast schon alltägliches Geschehen anscheinend.

Bei etwa 500.000 Menschen, die in den rund 220.000 Gemeindebauten der Stadt Wien leben, dann aber auch wieder nicht, liegt die Anzahl der Gemeindemieter, die von Delogierungen betroffen waren, damit doch bei knapp 0,4 Prozent und ist die Zahl der Betroffenen damit insgesamt rückläufig.

Unabhängig von den Zahlen steckt hinter jeder einzelnen dieser Delogierungen immer eine persönliche Geschichte mit teilweise dramatischem Hintergrund und einer langen Vorgeschichte. Delogierungen sind ein Eingriff in die Privatsphäre, dennoch kommt es eher selten zu Gewaltakten oder zu besonderen Fällen, die es in die Medien schaffen.

Bis es zu Delogierungen kommt, gibt es einen langwierigen Prozess, bei dem darauf geachtet wird, dass eine Lösung gefunden wird, mit der alle Beteiligten - neben den von der Delogierung betroffenen Mietern auch die Nachbarn - leben können. Geht es bei "unleidlichem Verhalten" doch um eine Störung des friedlichen Zusammenlebens über längere Zeit.

Gleichzeitig ist es aber auch notwendig, dass Hilfsangebote und mögliche Unterstützung, eine Lösung zu finden, auch angenommen werden, damit alle Beteiligten in Ruhe weiterleben und -wohnen können. Es macht ja auch keinen Sinn, wenn erkannt wird, dass das Problem tiefer liegt, dieses einfach in ein anderes Gebäude zu verfrachten. Erst wenn kein Angebot angenommen wird, wird delogiert. Keine leichte Entscheidung.