Da die Fallzahl noch gering ist, ist die Wissenschaft über die neue Corona-Variante nicht in Sorge.
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Im Jänner war sie erstmals ans Tageslicht getreten - die Deltakron genannte Variante des Coronavirus Sars-CoV-2. Nur wenige Fälle sind bis jetzt in Europa identifiziert worden. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum die Wissenschaft derzeit nicht mit Sorge auf die Mutante blickt. Auch sei noch unklar, ob sich Deltakron jemals durchsetzen wird, erklärt der Molekularbiologe Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (Imba).
Der neue Virusableger von Delta und Omikron - offiziell "A.1 x AY.4 recombinant" - ist seit Anfang Jänner in den USA, in Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich, Dänemark und auch Deutschland nachgewiesen worden. Dass aus den beiden Varianten ein neuer Hybrid entstehen könnte, war schon länger erwartet worden. Unklar ist, wie ansteckend Deltakron ist und ob sich der Krankheitsverlauf von anderen Varianten unterscheidet.
Bei der Mutante sei der größte Teil des Spike-Proteins von Omikron. Die restlichen 90 Prozent seien so wie Delta. Ob sie genauso infektiös wie Omikron ist und der Deltaanteil schwere Krankheitsverläufe hervorrufen kann, ist ebenso noch nicht klar. Nach wie vor fehlt es an Daten. Doch könne man davon ausgehen, dass auch Deltakron so wie schon Omikron den Immunschutz umgehen kann. Trotzdem sind Fachexperten nicht übermäßig beunruhigt.
Variante unter Beobachtung
Eine solche Rekombinante kann dann entstehen, wenn sich ein Mensch zugleich mit zwei Virusvarianten infizierte und sich in Folge beide in einer Zelle vermehren. Dabei kommt es zu einer Vermischung des genetischen Materials. "Wir haben das angesichts der starken Verbreitung sowohl von Omikron als auch Delta erwartet", erklärte jüngst die Epidemiologin Maria Van Kerkhove von der Weltgesundheitsorganisation.
Die WHO nennt den Hybrid derzeit als eine "Variante unter Beobachtung". Das bedeutet, dass Deltakron neue Eigenschaften besitzen könnte, die ein potenziell erhöhtes, aber tatsächlich noch nicht nachgewiesenes Risiko darstellen. "Wir sehen keine Veränderungen in der Epidemiologie und der Schwere der Erkrankung, aber wir behalten das weiter im Auge", so Van Kerkhove.
Bei den bisher bekannten Fällen müsse es sich dennoch nicht um exakt gleiche Varianten handeln, erklärt der französische Virologe Etienne Simon-Loriere im britischen "Guardian". Da viele verschiedene Kombinationen möglich sind, sobald sich ein Mensch mit beiden Virusformen infiziert, müsse es sich bei den Betroffenen nicht um denselben Hybrid handeln. "Wir müssen möglicherweise andere Namen finden oder ein Nummernsystem einführen", so Simon-Loriere.
Der internationalen Genom-Datenbank Gisaid zufolge stammen die in Frankreich entdeckten rekombinanten Viren von der Delta-Linie AY.4 und der Omikron-Linie BA.1 ab. "Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um festzustellen, ob diese Rekombination von einem einzigen gemeinsamen Vorfahren abstammen oder aus verschiedenen ähnlichen Rekombinationsgeschehen resultieren können", schreibt auch Gisaid in einer Erklärung.
Derzeit gibt es auch noch keine Hinweise, ob der Hybrid andere Beschwerden hervorruft als bereits bekannt. Dazu gehören etwa Schnupfen, Müdigkeit, Fieber, Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns und Halsschmerzen.
Verschmelzungen möglich
Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass solch eine Virusrekombinante entsteht, dann, wenn viele Menschen zeitgleich erkranken. Da weltweit mehrere Virustypen zirkulieren, gibt es auch viele Optionen auf weitere Verschmelzungen. Ebenso unklar ist, wie gut die aktuellen Impfstoffe oder bereits überstandene Infektionen vor dem neuen Typ schützen. Da Deltakron zum Teil mit dem Spikeprotein von Omikron bestückt ist, könnte die Wirksamkeit der Vakzine auch gegenüber dieser Variante herabgesetzt sein. Die Experten gehen aber davon aus, dass ein Schutz vor schweren Verläufen gegeben ist.